Über Landstromanschlüsse beziehen Schiffe in Hafenliegezeiten Strom – das schont das Klima und Ressourcen.
Bisher liefen die Dieselmotoren von Schiffen auch dann, wenn sie im Hafen oder an der Landebrücke auf ihrem Liegeplatz angekommen, um Bordstrom zu erzeugen. Mit Landstrom soll genau dies mehr und mehr klimaneutral vonstattengehen. Was die Landstromversorgung ausmacht, welche Vorteile, Herausforderungen und Lösungsansätze, insbesondere in Düsseldorf, damit einhergehen, erläutern wir Ihnen in diesem Artikel.
In der Regel wird das Bordnetz von Schiffen von Dieselgeneratoren oder durch die Kopplung des Schiffsmotors an eine Lichtmaschine mit Energie versorgt. Legen Schiffe in einem Hafen oder an einer Landebrücke an, müssen sie, um weiter mit Strom versorgt werden zu können, den Dieselmotor anlassen. So gelangen allerdings klimaschädliche Abgase, wie Stickoxide und CO2, in die Luft – das ist natürlich alles andere als gut für die Umwelt und deutlich kontraproduktiv für das Erreichen der Klimaziele.
Landstrom (international bekannt als „cold ironing“) leistet hier Abhilfe. Um die Umwelt aktiv zu schonen, sollen Schiffe ihre Generatoren statt mit Diesel über das landseitige Stromnetz mit ausreichend Energie versorgen. Das galt bisher hauptsächlich nur für Schiffe mit langer Verweildauer im Hafen oder in einer Werft. Künftig soll die Landstromversorgung vermehrt auch beim täglichen Einsatz der Schiffe genutzt werden.
Der Strom gelangt dementsprechend in den Liegezeiten über Landstromanschlüsse in das Bordnetz der Wasserfahrzeuge. Das funktioniert ähnlich wie bei Wohnmobilen, die an Campingplätzen an den Strom gekoppelt werden. Vereinfacht gesagt: Es handelt sich um eine Stromversorgung durch spezielle Steckdosen, die in einem Hafen oder oder an der Landebrücke platziert sind. Der Schiffsdiesel wird für diesen Vorgang und die gesamte Liegezeit nicht mehr benötigt, sodass klimaschädliche Abgase reduziert werden.
Grundsätzlich ist Landstrom sowohl für kleinere, private Schiffe als auch für Frachtschiffe besonders interessant. Der Fokus liegt bei der Energieversorgung allerdings vor allem auf Fahrgastkabinenschiffen (Kreuzfahrtschiffen), die wie Hotels eingesetzt oder auch für Messen als ergänzendes Übernachtungsangebot genutzt werden. In solchen Schiffen gibt es meist 80 bis 100 Kabinen, die von bis zu 200 Menschen genutzt werden können. An Bord wird gekocht, gewaschen, es laufen Klimaanlagen. Dementsprechend ist der Energieverbrauch sehr hoch und erfordert leistungsstarke Landstromanschlüsse.
Wie genau die Energieversorgung der Schiffe mit Landstrom vonstattengeht, können Sie diesem Video entnehmen:
Nicht nur Schiffe können Strom aus Erneuerbaren Energien beziehen, auch Sie haben die Möglichkeit, jederzeit auf die grüne Alternative aus der Steckdose umzusteigen. Ökostrom lohnt sich in jeder Hinsicht, denn er schont nicht nur fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdöl, sondern sorgt zudem auch für eine Reduktion an klimaschädlichen Abgasen.
Sind die Vorteile von Landstrom theoretisch mehr als überzeugend, ist die Umsetzung der Landstromversorgung in der Praxis etwas komplizierter. So wird Landstrom oft als zu teuer und unflexibel bezeichnet. Doch es gibt Gutes zu berichten, denn die Europäische Union und das Bundeswirtschaftsministerium sorgen für eine finanzielle Unterstützung. Bereits 2014 hat die Europäische Union eine entsprechende Richtline zur Förderung von Landstromanschlüssen verabschiedet. Am 3. November 2021 wurde nun auch die Verwaltungsvereinbarung zur Errichtung von Landstromanlagen von dem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in Kraft gesetzt. Alle Bundesländer haben dieser Vereinbarung zugestimmt und so soll der Bund den Ländern bis 2023 insgesamt 176 Millionen Euro Finanzhilfen für Landstromanlagen in See- und Binnenhäfen sowie an Landebrücken zur Verfügung stellen.
Damit wird maßgeblich ein großer Schritt in Richtung einer flächendeckenden umwelt- und klimafreundlichen Landstromversorgung gewagt. Zudem sind die Länder durch die finanzielle Unterstützung des Bundes viel eher in der Lage, die sehr teuren Ladeinfrastrukturen weiter auszubauen und dem großen Bedarf gerecht zu werden. Die Finanzhilfen sind sofort abrufbar. Die Bundesregierung beteiligt sich an den Maßnahmen mit 80 Prozent, um eine schnelle Umsetzung zu gewährleisten.
Strom und Wasser sind in Verbindung nicht ganz ungefährlich. So müssen für die Landstromversorgung gewisse Vorkehrungen getroffen werden, damit die Energiezufuhr einwandfrei ablaufen und auf verschiedene Ereignisse sowie Situationen reagiert werden kann. Eine der besonderen Vorkehrungen betrifft das Zurückbauen der Anlagen, damit bei Hochwasser von keiner weiteren Gefahr auszugehen ist. Zudem sollten Landstromsysteme immer mit einem Abrechnungssystem versehen sein, damit die wechselnden Reeder und Reiseveranstalter verschiedener Nationen problemlos an den Anlagestellen Strom beziehen können. Durch dieses Abrechnungssystem ist auch für ausreichend Sicherheit gesorgt. Der Landstrom fließt folglich nur dann, wenn die Schiffe erfolgreich zur Freischaltung der Anlage angemeldet sind. Die Anmeldung und Freischaltung funktioniert über eine App mit Zugang zum Portal.
Der Umstieg von einer klimaschädlichen zu einer umweltschonenden Stromversorgung für Schiffe ist sehr bemerkenswert. Mit der Elektrifizierung von Landebrücken können maßgeblich bis zu 1.250 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen pro Jahr und Landebrücke vermieden werden. Auch in Düsseldorf findet das Anliegen einer umweltbewussten Energieversorgung bereits seit mehreren Jahren Gehör. Mit dem Ziel, bis 2035 als klimaneutrale Stadt zu fungieren, widmet sich die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens nach und nach dem Klimaschutz.
In Sachen Landstromversorgung gilt Düsseldorf zusammen mit Köln als Vorreiter. Das liegt vor allem an der aktiven Zusammenarbeit der RheinWerke, Tochter der Stadtwerke Düsseldorf, und der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt (KD). Gerade die RheinWerke bieten eine Dienstleistung an, die dem vollen Umfang von der Planung zum Bau von Landstromanlagen umfasst, die KD bietet alle begleitendes Services bis hin zur Abrechnung des Landstroms an. Zusammen mit KD konnten die RheinWerke zuletzt einen weiteren elektrifizierter Steiger am Burgplatz in Düsseldorf in Betrieb nehmen.
Im Jahr 2021 wurden damit insgesamt fünf Landstromanschlüsse gebaut. Auch in den kommenden Jahren soll in Kooperation mit KD der weitere Ausbau realisiert werden – und das nicht nur in Köln und Düsseldorf, sondern ebenso in anderen Städten.
Schon mehr als 400 Ladestationen sind in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens vorzufinden. Damit ist sie deutschlandweit mit der höchsten Dichte an Stromtankstellen ausgerüstet. Das Beste: Die Ladeinfrastruktur in Düsseldorf wird auch weiterhin ausgebaut. Was Sie darüber wissen sollten und inwiefern auch Sie den Ausbau der Elektromobilität fördern können, erfahren Sie hier.
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