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Indoorklettern hat sich längst zum Massentrend gemausert. Immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit an den Wänden der hiesigen Kletterhallen.

Bouldern, Indoorklettern und Seilträgern: Kletterhalle sei Dank

Felsgänger – Klettern in der Halle ist nicht nur etwas für Extremsportler:innen


Joachim GerloffJoachim Gerloff|7. Mai 2019

Klettern hat sich längst zum Massentrend gemausert. Ob alleine oder mit der ganzen Familie – immer mehr Menschen hängen gerne in „der Wand“. Besonders das Klettern in Hallen hat in den letzten Jahren viele neue Freunde gefunden. Aus vielen Gründen. Kletterhallen gibt es überall, der Sport hält fit und er ist gesellig. Jüngster Trend: das Bouldern. Worauf jeder achten sollte, zeigen wir in diesem Artikel.

Kino oder Disco am Abend war gestern. Heute finden sich immer mehr Menschen zu den klassischen Ausgehzeiten in den Kletterhallen der Region ein. Aus gutem Grund: Klettern hält nicht nur fit, es kann auch sehr gesellig zugehen. Inzwischen ist vor allem Bouldern der Trend schlechthin – Routen für das ungesicherte Freeclimbing in Absprunghöhe bieten die Düsseldorfer Kletterhallen in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden. Mit Monkeyspot besitzt unsere Landeshauptstadt sogar eine richtige Boulderhalle. Und auch in den anderen vier Kletterhallen findet man einen eigenen Boulderbereich. Da dürfen dann auch bei Schlechtwetter die Muskeln beim Indoor Freeclimbing trainiert und gestählt werden. Vor allem aber ist Klettern Nervenkitzel pur, Kopf- und Körperarbeit und bringt eine Menge Spaß für alle, die sich darauf einlassen.

Spannung und Körperspannung pur

Fragt man Kletter- und Boulderfans, was für sie den Reiz ihrer sportlichen Aktivität ausmacht, ist das neben der körperlichen Fitness immer der Fun-Faktor. Insbesondere das Freeclimbing ohne Sicherung erfreut sich höchster Beliebtheit, drinnen wie auch an der Felswand im Freien. Das Bouldern braucht aber auch eine Menge technisches Know-how – dieses vermitteln die Düsseldorfer Trainer in den Kletter- und Boulderhallen in Einzel- und Gruppenkursen.

Einer dieser Trainer ist Tim Graf. Tagsüber beugt sich der 26-Jährige im weißen Kittel über Patienten im Zahnarztstuhl, in der verbleibenden Zeit ist er als „Trainer C“ für Wettkampfklettern gefragt. „In Düsseldorf unterrichte ich seit sechs Jahren und trainiere selbst am liebsten im Monkeyspot. Je nach Trainingseinheit nutze ich unterschiedliche Bereiche der Halle – aber nach jedem Training powere ich mich noch mal im Kraftraum vollständig aus“, erzählt der Sportkletterer. Ursprünglich kommt er aus der Eifel und kam im Alter von sechs Jahren das erste Mal mit dem Klettern durch den großen Bruder in Berührung. In seinen Klettertrainings vermittelt Graf, der beim Deutschen Alpenverein Düsseldorf als Leiter des Sportkletterreferats fungiert, schlichtweg alles, was man für erfolgreiches Sportklettern wissen und können muss: Technik, Kraft, Kraftausdauer, Vorstieg sowie auch gesundheitsorientiertes Training.

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Klettern und Bouldern – wo ist der Unterschied?

Der Unterschied zwischen Klettern und Bouldern ist schnell erklärt: Während beim Sportklettern mit Sicherung, Seil von oben (dem Toprope) und Partner am Boden steil nach oben geklettert wird, bewegt sich der Boulderer horizontal bis diagonal aufwärts, bleibt aber stets in Absprunghöhe. Wichtigster Unterschied: Er verwendet kein Seil und klettert ungesichert. Für Abstürze von den maximal vier Meter hohen Wänden liegen dicke Bouldermatten bereit.

Das Tolle am Bouldern ist, dass keine Vorkenntnisse notwendig sind wie beim Klettern.

Tim Graf • Leiter des Sportkletterreferats beim Deutschen Alpenverein Düsseldorf.

Boulderspaß – an die eigenen Grenzen gehen

Das Indoorklettern ist ein Sport für Jung und Alt. Besonders Familien kommen beim Klettern auf ihre Kosten.
Das Indoorklettern ist ein Sport für Jung und Alt. Besonders Familien kommen beim Klettern auf ihre Kosten.

Gerade beim Freeclimbing kommen Unerfahrene schnell an ihre Grenzen: Sie müssen lernen, den Körperschwerpunkt beim Klettern ständig neu zu verlagern – in der Ausrichtung immer möglichst dicht zur Wand. „Das Tolle am Bouldern ist, dass keine Vorkenntnisse notwendig sind wie beim Klettern. Egal welches Niveau der Einzelne hat, man kann an seine Grenzen gehen“, meint Tim Graf. Bouldern erfreue sich auch deshalb wachsender Beliebtheit, glaubt der Klettertrainer, weil es kein isoliertes Training, sondern eine Ganzkörpersportart sei, die sich bereits in geringer Höhe und kurzen Projekten ausüben lasse.

Mit 20 Jahren Kletterroutine weiß Graf auch, welche Eigenschaften man als angehender Hobbykletterer unbedingt mitbringen sollte: „Die Fähigkeit, Spaß daran zu haben, emotional und körperlich an seine Grenzen zu gehen, am ganzen Körper Muskelkater zu haben und sich selbst zu überwinden.“

Grundtechniken beim Bouldern

Mittels einfacher Techniken wie dem gestreckten langen Arm lernen Anfänger, wie sie beim Bouldern nicht so viel Energie durch angespannte, angewinkelte Arm- und Beinhaltungen verbrauchen und sich effizient und kräftesparend an der Kletterwand entlang bewegen. Nur in den Übergängen von Position zu Position kommt der Boulderer kurzzeitig in eine angewinkelte Haltung. In den Haltepositionen sowie beim Ruhen und Überdenken der nächsten Bewegungen ist der gestreckte Arm dafür die richtige Position.

Eine weitere wichtige Technik beim Bouldern ist das Eindrehen – mit Schulter, Hüfte oder Bein. Im Unterschied zu einer Körperhaltung, die frontal zur Kletterwand ausgerichtet ist, hält sich der Boulderer beim Eindrehen seitlich und es gilt, Po und Hüfte möglichst dicht an die Wand zu bringen. Dann hat die Schwerkraft kein leichtes Spiel. Diese ersten Grundtechniken des Boulderns werden in Trainingseinheiten ausgebaut und um weitere Kniffs und Tricks erweitert, so zum Beispiel das Klettern von Überhängen oder wie man die beste Lösung innerhalb einer Boulderroute findet.

Bunte Farben für unterschiedliche Niveaus

Anders als beim Freeclimbing in der Natur hat das Bouldern in der Halle den Vorteil, dass der Kletterer sich ein für ihn passendes Niveau aussuchen kann. Einzelne Routen sind durch Farben gekennzeichnet und geben einen Hinweis auf ihren Schwierigkeitsgrad. Die Routen unterscheiden sich im Schwierigkeitsgrad und sind zum Teil sogar mit „rechte Hand“ und „linke Hand“ gekennzeichnet. So weiß auch der unerfahrene Kletterer direkt, wo es langgeht. Auch mittels Größe und Formgebung der Griffe variieren die Routen voneinander.

Hochsaison für den Deutschen Alpenverein

Tatsächlich ist Indoorklettern nicht nur ein Zeitvertreib im alpinen Vorland Bayerns. Auch hier bei uns im Rhein-Ruhr-Gebiet ist das Klettern inzwischen ein etablierter Freizeittrend. Und das nicht nur, wenn die Temperaturen sinken. Insgesamt vier gut besuchte Kletterhallen gibt es in Düsseldorf; im Umland liegen weitere große Kletterzentren. Rund 5.300 Mitglieder zählt die Düsseldorfer Sektion des Deutschen Alpenvereins und ist mit dem Klettermassiv und den Wupperwänden gleich in zwei Hallen aktiv. Wer Mitglied im Kletterverein wird, bekommt vergünstigte Preise in den angeschlossenen Hallen.

Jeder Griff muss sitzen. Um den Überblick nicht zu verlieren, sind die einzelnen Routen durch Farben gekennzeichnet.
Jeder Griff muss sitzen. Um den Überblick nicht zu verlieren, sind die einzelnen Routen durch Farben gekennzeichnet.

Welche Ausrüstung braucht es?

Nicht nur Fingerspitzengefühl ist gefragt, auch das richtige Gefühl in Fußspitzen ist beim Indoorklettern wichtig.
Nicht nur Fingerspitzengefühl ist gefragt, auch das richtige Gefühl in Fußspitzen ist beim Indoorklettern wichtig

Wer das erste Mal klettern geht, bringt lediglich seine Sportsachen mit. Passende Kletterschuhe leiht man sich gegen geringe Gebühr einfach in der Halle aus. Soll es nur der Boulderbereich sein, wird nichts weiter benötigt. Wer Toprope klettern will, leiht sich außerdem eine Ausrüstung aus, die aus Klettergurt und Sicherungsgerät inklusive Karabiner besteht.

Ein Tag in der Kletterhalle

Bei einem Tag in der Kletterhalle kann man sich in Geschicklichkeit, Beweglichkeit und Muskelkraft erproben und neu erfahren. Vor allem aber soll das Klettern Spaß machen und stark machen, sagen die Trainer. Auch wer keinen Anfängerkurs belegt, sondern lieber individuell klettern möchte, bekommt vor Ort eine Einweisung und Hilfestellung von den Trainern. Sehr beliebt ist auch der Kindergeburtstag in der Kletterhalle – nicht selten wird hier der Grundstein für eine spätere Kletterleidenschaft gelegt.

Hier geht’s aufwärts: Kletterhallen in Düsseldorf

Das Düsseldorfer Eldorado für den Boulderspaß ist Monkeyspot. Die Boulderhalle an der Schiessstraße in Heerdt bietet auf 1.000 Quadratmetern eine enorm große Kletterfläche und steht unter der Schirmherrschaft des Deutschen Alpenvereins. Dort lassen sich insgesamt 250 Boulderrouten klettern – vom absoluten Anfänger bis zum Kletterprofi. Entsprechend viele kreative Variationen gibt es: mit Wänden in allen Neigungen und unterschiedlichsten Griff-Formationen. Ein Muss für alle Boulderfans!

Ebenfalls gut besucht ist die Kletterhalle Move vom Cosmo Sports Center, die sich in der Diepenstraße in Gerresheim befindet. Unter der Woche lässt sich dort sogar bis 23 Uhr abends klettern, am Wochenende immerhin bis 22 Uhr. Auf 640 Quadratmetern klimmen und kraxeln hier Sportler:innen und Laien auf 70 verschiedenen Kletterrouten und können sich im Boulderbereich im Freeclimbing erproben. Besonders beliebt sind die abwechslungsreichen Strukturwände.

Klettern, was das Zeug hält, können Aktive auch im Superblock auf der Fichtenstraße. 2018 gibt es hier sogar für sechs Wochen eine Station der Boulder Bundesliga. In der 1.000 Quadratmeter großen Halle wird regelmäßig an den Blöcken rumgeschraubt, so dass das Training auch für Stammkletterer ständig variiert. Weniger speziell, dafür aber enorm abwechslungsreich, ist die Halle Mensch in der Posener Straße, die neben einem Kletter- und Boulderbereich auch feinsandige Beach-Volleyball-Spielflächen und ein Fitnessstudio bereithält. Übrigens: Geklettert werden kann in der Halle Mensch täglich bis 23 Uhr.

Wer die Hallen in Düsseldorf schon in- und auswendig kennt und noch auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist, der findet eine halbe Autostunde entfernt in unserer Nachbarstadt Wuppertal die Wupperwände des Klettervereins DAV Kletterzentrum e. V. Eine Kultadresse für alle, die Klettern einmal in großen Dimensionen erleben wollen – auf bis zu 16 Meter hohen Wänden und teils 25 Meter langen Routen auf insgesamt 1.300 Quadratmetern Kletterfläche. Startklar?

Wen jetzt das Kletterfieber gepackt hat, der findet hier weitere Infos zu den Kletterhallen in unserer Landeshauptstadt:

Fünf Gründe, warum auch Sie einmal in der Halle klettern sollten:

1. Fit zu jeder Jahreszeit
Sie müssen nicht in die Alpen fahren. Beim Klettern in der Halle verbrennen Sie nicht nur jede Menge Kalorien, Sie trainieren auch Ihre Tiefenmuskulatur und Körperspannung aufs Intensivste.

2. Einfach mal abschalten
Die Konzentration beim Klettern und der mentale Fokus auf die nächsten Bewegungen lassen einen den Alltag vergessen. Geklettert wird im Jetzt – da rücken die Sorgen des täglichen Lebens ganz weit weg.

3. Klettern ist ein Ganzkörpersport
Was könnte schöner sein, als den gesamten Körper zu aktivieren. Beim Klettern werden nicht nur isoliert Waden, Oberarme oder Sprunggelenke trainiert, sondern der gesamte Körper. Das tut gerade Büromenschen äußerst gut.

4. Klettern macht Spaß
Das Klettern lebt vom Nervenkitzel und seinen Erfolgen. Wer nach und nach mehr wagt, dem gelingen immer schwierigere Etappen und Ziele. Das motiviert – auch privat.

5. Die Natur ruft
Anders als das klassische Fitnesscenter oder die Aerobicstunde bietet Klettern die Möglichkeit, sich auch bei Frischluft ins Kletterabenteuer zu stürzen. Informationen fürs Bouldern im Freien erhalten Sie beim Deutschen Alpenverein Düsseldorf.

Weitere Infos zum Deutschen Alpenverein Sektion Düsseldorf sowie zum Thema Klettern im Allgemeinen hat der Verein auf seiner Webseite www.alpenverein-duesseldorf.de schön aufbereitet. Es lohnt sich, hier einmal vorbeizuschauen.

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