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Blick auf das Schaufenster der Beratungsstelle des Straßenmagazins fiftyfifty in Düsseldorf. © fiftyfifty

fiftyfifty – die Obdachlosenzeitung mit sozialer Mission

Das Projekt fiftyfifty geht weit über die Herausgabe eines Straßenmagazins hinaus. Es leistet einen wichtigen Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit und Integration in Düsseldorf.


Doris Dreßler|28. März 2024

Von Straßenkunst bis Wohnprojekt: Mit vielfältigen Initiativen unterstützt fiftyfifty wohnungslose und sozial benachteiligte Menschen in Düsseldorf. Wie das vielschichtige Engagement den Zusammenhalt in der Stadt fördert und welche Rolle die Stadtwerke Düsseldorf dabei spielen.

Das Straßenmagazin fiftyfifty – hier ist der Name Programm

Das Straßenmagazin fiftyfifty erschien erstmals im April 1995. Nach nur drei Wochen waren nach eigenen Angaben bereits 23.000 Hefte verkauft. Seitdem wird die Obdachlosenzeitung monatlich vom gemeinnützigen Verein „asphalt e.V.“ herausgegeben und von den Menschen, die auf der Straße leben oder gelebt haben, selbst verkauft. Der Kaufpreis wird dabei „fiftyfifty“ geteilt: Die Verkäufer:innen des Magazins behalten die Hälfte des Geldes selbst. Das Einkommen hilft ihnen, den ersten Schritt aus der Armut und aus dem Leben auf der Straße zu machen.

Insgesamt kauften die Leser:innen über die Jahre mehr als 10 Millionen Zeitschriften – nicht nur in Düsseldorf, sondern auch in anderen Städten. Gemeinsam mit Partnerorganisationen konnte fiftyfifty seit Gründung bereits mehr als 5.000 Menschen fördern und von der Straße holen. Das Magazin hat sich im Laufe dieser Zeit zu einem festen Bestandteil der Düsseldorfer Sozialgemeinschaft entwickelt und bietet Obdachlosen eine wichtige Einkommensquelle.

Soziales Engagement der Stadtwerke Düsseldorf

Soziales Engagement liegt uns am Herzen! Lesen Sie, wie unsere Sponsoring-Initiativen lokale Projekte und Organisationen unterstützen, um Düsseldorf und seine Bewohner:innen zu stärken.
Zum sozialen Engagement

Die fiftyfifty Galerie mit mehreren gelagerten Kunstwerken und zwei Mitarbeiterinnen.
Kunst für den guten Zweck – ehrenamtliche Künstler:innen stellen ihre Werke kostenlos für Auktionen der fiftyfifty Galerie zur Verfügung. © fiftyfifty

fiftyfifty ist jedoch weit mehr als eine Erwerbsmöglichkeit für wohnungslose Menschen. Die Zeitschrift ist ein kritisches Forum, das Themen rund um das Leben am Rande der Gesellschaft aufgreift, auf Missstände hinweist und zur öffentlichen Diskussion anregt. Bisherige Auflagen behandelten beispielsweise die folgenden Themen:

  • Ausgabe August 2023: EU-Asylrecht und Menschenrechte

  • Ausgabe Mai 2022: Liebe unter Obdachlosen

  • Ausgabe Oktober 2020: wachsende Schere zwischen Arm und Reich

  • Ausgabe Oktober 2017: Telefonseelsorge

  • Ausgabe Oktober 2016: Hilfe für Hunde von Wohnungslosen

  • Ausgabe März 2015: Flüchtlingsgeschichten

Für jede:n das passende Hilfsangebot – ein Einblick in die Arbeit von fiftyfifty

Das soziale Engagement von fiftyfifty hat ein Ziel: dort unterstützen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird. Wir haben die Beratungsstelle der Obdachlosenzeitung besucht und mit Sozialarbeiter:innen und Verkäufer:innen des Straßenmagazins gesprochen.

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Mehr als eine Obdachlosenzeitung: das Engagement von fiftyfifty im Überblick

fiftyfifty hat sich mit der Zeit zu einer Plattform für soziale Gerechtigkeit entwickelt – und das auf verschiedenste Weise. Von der Bereitstellung von Wohnraum hin zu einer Benefiz-Galerie spannt fiftyfifty einen Bogen über verschiedene soziale Initiativen – stets mit dem Ziel, Obdachlosen und sozial Benachteiligten eine Stimme zu geben und praktische Hilfe zu leisten. So bilden die Projekte von fiftyfifty mittlerweile ein wichtiges soziales Netzwerk von und für Menschen in Düsseldorf.

Die Obdachlosenzeitung als Herzstück

Das Herzstück von fiftyfifty ist das gleichnamige Straßenmagazin, das von Obdachlosen verkauft wird. Unter dem Motto „Wohnungslose von der Straße lesen“ können Passant:innen für 2,80 Euro eine Zeitung kaufen. Die Hälfte davon behalten die Verkäufer:innen selbst. Die Obdachlosenzeitung ist demnach eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen, die sie auf der Straße verkaufen. Gleichzeitig ist fiftyfifty ein kritisches Medium, das soziale und gesellschaftliche Themen beleuchtet – häufig aus der Sicht derer, die selbst am Rande der Gesellschaft leben.

Detailaufnahme einer Printausgabe des Straßenmagazins.
Seit 1995 gibt es das Straßenmagazin als Printausgabe zu kaufen, jeden Monat erscheint ein neues Heft mit gesellschaftskritischen Themen. © fiftyfifty

Die fiftyfifty-Galerie

fiftyfifty engagiert sich auch in der Kunst. Die fiftyfifty-Galerie präsentiert Werke von weltbekannten Künstler:innen, die ihre Werke unentgeltlich zur Verfügung stellen. Einige Kunstwerke sind Spenden von Privatpersonen. Der Erlös der verkauften Gemälde fließt in die sozialen Projekte von fiftyfifty. Kunstliebhaber:innen haben die Möglichkeit jeden Donnerstag an einer einwöchigen Auktion teilzunehmen, um Gemälde für den guten Zweck zu ersteigern – oder sie erwerben die Stücke zum Festpreis direkt im Online-Shop.

Wohnprojekte für Obdachlose

Ein zentraler Baustein der Obdachlosenhilfe von fiftyfifty sind die Wohnprojekte, die betroffenen Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf bieten, sondern auch langfristig Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben eröffnen. So konnten Unterstützer:innen mithilfe von Projekteinnahmen und Spenden beispielsweise bereits Häuser für 200 Obdachlose kaufen und den Bau eines Obdachlosenheims mit insgesamt 50 Appartements finanzieren, das speziell auf die Bedürfnisse chronisch kranker Menschen ausgelegt ist. Gemeinsam mit Michael Busch (Geschäftsführer von Thalia) Armin Hauschild (Notar), Michael Harbaum (Geschäftsführer der Düsseldorfer Drogenhilfe) und Prof. Dr. Anne van Rießen (Hochschule Düsseldorf) erarbeitete fiftyfifty außerdem das Konzept des Vereins Housing First Düsseldorf e.V.. Das gemeinsame Ziel aller Beteiligten: Die Wohnungslosigkeit in Düsseldorf langfristig beenden. Obdachlose erhalten ohne jegliche Bedingungen eine Wohnung und können bei Bedarf jederzeit wohnbegleitende Hilfe vom Verein in Anspruch nehmen. Nach eigenen Angaben beendet der Verein durch seine Initiative bei acht von zehn Personen die Wohnungslosigkeit dauerhaft.

Der gutenachtbus

In Zusammenarbeit mit der franziskanischen Initiative „vision:teilen“ betreibt fiftyfifty seit 2011 den gutenachtbus für Obdachlose. Ein Mercedes-Sprinter dient als mobiler Speise- und Beratungsraum und kann im Notfall auch als Personentransport eingesetzt werden. Unter fachkundiger Leitung eines Sozialarbeiters und dank des unermüdlichen Einsatzes engagierter Ehrenamtlicher bietet der gutenachtbus ganzjährige Unterstützung für Obdachlose. Besonders zu später Stunde, wenn die Nächte kalt sind und die Stadt ruhig ist, bietet der gutenachtbus eine warme Mahlzeit, ein offenes Ohr und praktische Hilfe an. Der Bus fährt regelmäßig zwischen 22:00 und 00:30 Uhr zwei zentrale Punkte in Düsseldorf an. Bei Minusgraden passt das Team die Einsatzzeiten flexibel an, um dort zu sein, wo die Hilfe am dringendsten benötigt wird. Das Projekt wird durch Spenden finanziert.

fiftyfifty und das soziale Engagement der Stadtwerke Düsseldorf

Zwischen den Stadtwerken Düsseldorf und fiftyfifty herrscht ein enges partnerschaftliches Verhältnis. Dieses beginnt bei der Anzeigenwerbung im bekannten Straßenmagazin – seit Jahren schalten die Stadtwerke eine halbseitige Anzeige pro Heft – und geht weit darüber hinaus. So unterstützen wir beispielsweise die fiftyfifty-Kunstgalerie, indem wir für unsere eigene Kunstsammlung regelmäßig Kunstwerke erwerben. Meist haben diese einen direkten Bezug zur Landeshauptstadt, beispielsweise die Fotografie „Planetenstraße“ des internationalen Künstlers Thomas Struth.

Zudem verstärken die Stadtwerke Düsseldorf ihr soziales Engagement durch gezielte Sachspenden, etwa Ostereier, Kakao, Gummibärchen und andere nützliche Dinge. Und auch diverse andere Projekte und Fördermaßnahmen kommen der Obdachlosenhilfe zugute: So sind wir unter anderem Sponsor verschiedener Aktionen wie dem Einbau einer Heizung für das Franziskanerkloster im Jahr 1996, das als Anlaufstelle für Obdachlose diente.

Kiefernstraße

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Weitere soziale Initiativen und Programme

Neben den vier Säulen der Obdachlosenhilfe – Obdachlosenzeitung, Galerie, Housing First und gutenachtbus – initiiert fiftyfifty zahlreiche weitere Projekte, die auf die vielfältigen Bedürfnisse wohnungsloser und sozial benachteiligter Menschen eingehen. Dazu gehören die folgenden Hilfsangebote:

  • Hilfe zur Arbeit: Heranführen Obdachloser an Lohnarbeit

  • Das „Punker-Haus“: 20 Appartements, vier Start-up-Wohnungen und eine Mutter-Kind-Not-Wohnung

  • Tier- und Wohnungslosenhilfe „Underdog“: medizinische Behandlung für Straßen-Vierbeiner und soziale Unterstützung für die Besitzer:innen

  • „east west“: Hilfe für Armutsmigrant:innen aus Osteuropa; von Dolmetscher:innen unterstützte Sprechstunden; Wohnungs- und Arbeitsvermittlung

Gemeinsam tragen alle Projekte von fiftyfifty und den Partnerorganisationen wesentlich zur Verbesserung der Lebenssituation wohnungsloser Menschen in Düsseldorf bei.

Wie die Digitalisierung der Obdachlosenzeitung zu schaffen macht

Während viele Publikationen bereits den Schritt in die reine Online-Welt gewagt haben, bleibt das Papierformat für fiftyfifty weiterhin unverzichtbar. Dennoch geht die Obdachlosenzeitung mit der Zeit: Neben der Printausgabe finden Sie sämtliche Hefte von 1995 bis heute mittlerweile auch als kostenloses E-Paper zum Download auf der Website. Für fiftyfifty bedeutet die Digitalisierung jedoch auch eine ernsthafte Bedrohung seiner Existenz. Die monatliche Auflage habe sich bereits halbiert – von ehemals über 40.000 Exemplaren auf circa 20.000. Dabei geht es den Initiator:innen in erster Linie um die wohnungslosen Menschen. Die Straßenzeitung bietet den obdachlosen Verkäufer:innen nicht nur eine finanzielle Einnahmequelle, sondern auch eine Struktur im Alltag, wertvolle soziale Kontakte und eine präventive Wirkung gegen Kriminalität. Der regelmäßige Austausch, der durch den Verkauf und die Verteilung der Zeitung entstehen, bietet den Betroffenen einen Weg vom Rande zurück in die Mitte der Gesellschaft und ermöglicht den Zugang zu umfassenden Hilfsangeboten wie Housing First.

Angesichts der sinkenden Auflage und dem damit verbundenen Risiko, die Printausgabe einstellen zu müssen, steht fiftyfifty vor einer schwierigen Entscheidung: Eine Einstellung der Papierausgabe würde die Verkäufer:innen ihrer Einnahmequelle berauben und sie erneut in eine Position der Hilflosigkeit und Abhängigkeit drängen. Um dem entgegenzuwirken, ruft fiftyfifty dazu auf, die Printausgabe zu unterstützen. Wer möchte, kann ein Abo auf der Website abschließen. Das sogenannte Digital-Soli-Abo hilft dabei, auch die Printausgabe am Leben zu halten.

Drei Personen stehen in einer Küche, während eine von ihnen eine Kiste mit Dokumenten durchsucht.
Ob Ausweisdokumente erstellen lassen oder Unterstützung mit dem Jobcenter – die Sozialarbeiter:innen helfen, wo sie können. © fiftyfifty