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Eltern schauen ihrem Kind über die Schulter während dieses Fortnite spielt

Die ganze Welt im Fortnite-Fieber

Erlauben, verbieten, limitieren? Tipps für Eltern, die das Videospiel noch nicht kennen


Joachim GerloffJoachim Gerloff|19. März 2019

Das kunterbunte Shooter-Spiel „Fortnite – Battle Royale“ hat 2018 einen regelrechten Hype erfahren. So beliebt es bei der Jugend ist, so besorgt zeigen sich bei Fortnite die Eltern. Bevor Sie Ihrem Spross das Spielen partout verbieten, sollten Sie das Spiel kennenlernen.

Auch wer weder Playstation noch Gaming-PC zu Hause hat, ist im vergangenen Jahr sicher in irgendeiner Weise mit dem Spiel Fortnite in Berührung gekommen – denn popkulturelle Referenzen finden sich überall, gern in Form von Gesten und Tänzen. Der Floss-Dance, dessen Name auf die Bewegung beim Benutzen von Zahnseide anspielt, eroberte durch viele Nachahmer die sozialen Medien im Sturm. Auch der Torjubel des französischen Fußballstars Antoine Griezmann bei der Weltmeisterschaft 2018 war eine Hommage an das Phänomen Fortnite

Bleibt der Fortnite-Hype?

Vielleicht dachten Sie, der Comic-Shooter Fortnite werde von selbst schnell wieder in der Versenkung verschwinden und von den Kids vergessen? Es sieht aktuell (noch) nicht danach aus, denn der Battle-Royale-Modus von Fortnite ist in so vielen Ländern und Altersklassen beliebt, dass Fortnite eher eine Institution ist als ein kurzlebiger Hype: Weltweit gibt es immerhin 40 Millionen aktive Spieler. Es lohnt sich also, sich das Spiel einmal (genauer) anzusehen.

Da das Spiel in die Kategorie „Shooter“ fällt, ist Fortnite für Eltern ohne Affinität zu Videospielen natürlich erst einmal ein „Ballerspiel“ – wenn auch eines, das viele Kinder spielen. Während der Spielmodus „Rette die Welt“ ab 12 Jahren von ihr freigegeben wurde, hat die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) den Onlinemodus von Battle Royale nicht explizit geprüft. Die Empfehlung „ab 16 Jahre“ erscheint nur im Nintendo-Shop, von der europäischen Alterseinstufungsstelle PEGI wurde Fortnite – Battle Royale für Kinder ab 12 Jahren freigegeben.

Im Idealfall spielen Sie es selbst einmal an, dann können Sie entscheiden, ob Ihr Kind schon gut mit dem Geschehen umgehen kann oder mit dem Spiel überfordert ist. Sie wären vermutlich nicht der erste (und natürlich nicht der einzige) Erwachsene, der dabei feststellt, dass er selbst gern Fortnite spielt.

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Worum geht’s bei Fortnite: Battle Royale?

Kinder schauen auf ihre Handys

Bei Fortnite – Battle Royale springen 100 zufällig ausgewählte Spieler mit Fallschirmen über einer Insel mit einer vielseitigen, sich wandelnden Landschaft ab. Hier gibt es eine chinesische Pagode, eine historische Altstadt, eine alte Mine, einen Schrottplatz, einen Meteoritenkrater, eine Rennstrecke, viele Hügel, Berge und Ziplines, mit denen man von A nach B düsen kann. Auch mit Flugzeugen und Quads kann man sich auf der Insel fortbewegen. Das muss man auch, weil ein Sturm aufzieht, der den eigenen Bewegungsradius zunehmend einengt. Man findet unterwegs verschiedenste Waffen von Stinkbombe bis Scharfschützengewehr und kann mit einer Spitzhacke Holz, Stein und Metall „ernten“, um daraus jederzeit einen schützenden Unterschlupf bauen zu können. Es gibt die Spielweisen Solo, Duo, Team, immer neue Spezialmodi und eine Kreativwiese, auf der man nur baut, aber nicht schießt – je nach Modus gewinnt der letzte Überlebende oder das Team, das am Ende übrig bleibt.

Im Mittelpunkt des Spielgeschehens stehen das Erkunden von Landschaft und Gebäuden, das Sammeln von Waffen und Rohstoffen und das Eliminieren von Gegnern. Gefragt sind taktisches Vorgehen, flinke Finger und schnelle Reaktionen. Eine Runde Fortnite dauert je nach Modus, Einstellungen und Talent circa 5 bis 25 Minuten. Da man im Spiel immer auf der Hut vor anderen Mitspielern sein muss, geht es gerade später im Spiel, wenn der Sturm den Kreis immer enger zieht, hoch her. „Noch ein Spiel und dann direkt ab ins Bett“ ist eher kein passender pädagogischer Kompromiss, denn Fortnite macht wach.

Kostet Fortnite Geld?

Der Modus „Battle Royal“ ist kostenlos. Man kann ihn auf der Playstation 4, Xbox One und dem PC spielen, aber auch auf dem iPhone, iPad und Android-Handy. Die Frage „Kostet Fortnite Geld?“ kann man aber nicht ganz verneinen, denn man kann sogenannte „V-Bucks“ kaufen, die echtes Geld kosten, und damit Spielausstattung erwerben. Dazu zählen Skins, die das Aussehen bestimmen, verschiedene Erntegeräte und Fallschirmvarianten, um die Spielfigur optisch individuell zu gestalten. Auch Battle-Pässe, Gesten, Moves und Tänze gibt’s gegen Geld. Sprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es sich darüber klar ist, dass der Erwerb dieser V-Bucks Geld kostet. Gerade wenn die Kreditkarten-Informationen der Eltern einmal hinterlegt sind, gerät das bei Jugendlichen schnell in Vergessenheit.

Auf der anderen Seite kann Fortnite aber auch Geld einbringen: Es lockt mit einer Million Dollar Preisgeld je Turnier – 100 Millionen Dollar wollen die Fortnite-Macher von Epic Games in der Wettkampfsaison 2018/2019 insgesamt ausschütten. Und theoretisch kann jeder mitmachen.

Ist Fortnite bedenklich oder gar gefährlich?

Fortnite – Battle Royale ist in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben. Auch wenn es als „Shooter“ nicht frei von virtueller Gewaltdarstellung ist, so ist die Fortnite-Welt im quietschbunten Comicstil doch weit von einer realitätsnahen Darstellung entfernt. Eine möglichst lebensechte Spielwelt war auch gar nicht das Ziel der Entwickler. Es gibt hier weder Blut noch Leichen: Wer vernichtend getroffen ist, verschwindet einfach von der Spielfläche oder wird per „Respawnen“ wiederbelebt.

Wenn Ihr Kind immer und überall bettelt, Fortnite spielen zu dürfen, wenn es ungehalten wird, weil es nicht spielen darf, aber auch wütend wird, wenn es im Spiel verliert, sollten Sie nicht einfach zum Verbot greifen, sondern sich das Verhalten Ihres Kindes ansehen und eine für alle akzeptable Regelung finden.

Eltern und Kind sitzen mit Controllern auf der Couch

Fortnite mitspielen und passend einstellen

Fortnite ist interaktiv. Viele Kinder und Jugendliche spielen es im Teammodus und kommunizieren dabei per Chat schriftlich oder über ein Headset mit ihren Mitspielern. Sie koordinieren ihre Aktivitäten und spielen in Gruppen, nicht allein vor Rechner oder Spielkonsole. Der Chat ist auch ein mögliches Schlupfloch für Risiken: Ihr Kind sollte – generell und so auch hier – wissen, wie es reagieren soll, wenn es von Fremden angesprochen wird. Der Chat bei Fortnite lässt sich deaktivieren. Unangemessene Kontaktversuche, aber auch unfaires Verhalten im Spiel kann man über das Menü melden. Also sehen Sie sich die Einstellungen ruhig mal näher an.

Ab wann ist Fortnite bedenklich?

Wer mit Kindern klare Regeln vereinbart, muss nicht immer wieder aufs Neue Rahmenbedingungen aushandeln, schafft Klarheit und Struktur. „Erst die Hausaufgaben, dann das Spiel“ könnte eine Maßgabe sein. Spätestens wenn die Fortnite-Begeisterung so ausufert, dass es andere Hobbys verdrängt, sollte man die Spielzeit begrenzen und als Ausgleich zum Computerspiel körperliche Aktivitäten fördern. Will man Fortnite gänzlich verbieten, kann es schnell passieren, dass „alle anderen“ Fortnite spielen und das Kind so in Klasse oder Freundeskreis ausgegrenzt wird oder es sich heimlich mit Freunden zum Spielen verabredet.

Hey, Mama spielt mit!

Wer mit seinem Kind zusammen Fortnite spielt, erfährt direkt, welche Erlebnisse der Nachwuchs im Spiel macht und wird vielleicht sogar zum dauerhaften Spielgefährten. Am Ende gefällt es Mama und Papa vielleicht sogar noch besser als den eigenen Sprösslingen. Es soll sogar Eltern geben, die Fortnite-Profis dafür bezahlen, ihrem Nachwuchs Nachhilfe zu geben, damit deren Ansehen im Freundeskreis steigt. Der pädagogische Wert dieser Maßnahme ist zumindest – sagen wir mal – umstritten.

Teenager sitzen vor Computern

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