Wir leben in der am stärksten lärmbelasteten Stadt Deutschlands – doch Düsseldorf sagt der Lärmbelästigung den Kampf an.
Lärm ist in einer Großstadt wie Düsseldorf ein allgegenwärtiges Thema, das unsere Lebensqualität klar beeinflusst. Eine Recherche konnte jetzt sogar zeigen, dass unsere Landeshauptstadt im deutschlandweiten Ranking Platz 1 einnimmt – eine Top-Platzierung, die ausnahmsweise mal kein Grund zum Feiern ist. Die vielfältigen Ursachen und unterschiedlichen Auswirkungen der Lärmbelästigung wollen wir in diesem Artikel näher beleuchten. Außerdem zeigen wir, welche Maßnahmen zur Lärmminderung infrage kommen, wie die Stadtwerke Düsseldorf zur Lösung des Problems beitragen und wie Sie als Bürger:in aktiv mitwirken können.
Diverse Erhebungen rund um die Lärmbelästigung in Städten beziehen meist zwar ausschließlich Verkehrslärm ein, dennoch gibt es darüber hinaus einige weitere Lärmquellen, die die Atmosphäre in der Stadt ebenfalls prägen.
Verkehrsaufkommen und Straßenlärm: Der Hauptverursacher von Lärm in Düsseldorf ist der Straßenverkehr. Autos, Lkw und Motorräder tragen erheblich zur Geräuschkulisse bei, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten und entlang viel befahrener Straßen. Besonders problematisch sind laute Motoren und ständige Staus. Der öffentliche Nahverkehr tut durch Busse und Schienenlärm sein Übriges. Hiervon sind in Düsseldorf vor allem Pempelfort, Eller und Flingern-Nord betroffen. In Stadtteilen wie Lohausen kommt Fluglärm erschwerend hinzu.
Um das Verkehrsaufkommen besser bewerten zu können, führen wir in den Zukunftsvierteln Friedrichstadt und Unterbilk Verkehrsflussmessungen durch. Nur so können wir den Stadtverkehr optimieren und Lärm reduzieren.
Baustellen: Regelmäßige Bauarbeiten und Instandhaltungsmaßnahmen führen zu Baulärm. Dieser ist oft unvermeidbar und kann die Anwohner:innen über längere Zeit hinweg belasten – denn Presslufthammer und andere schwere Maschinen machen unweigerlich Krach. Besonders in Wohngebieten ist dies ein großer Störfaktor, da die Arbeiten oft früh am Morgen beginnen und den ganzen Tag andauern. Gut zu wissen: Fühlen Sie sich durch Bauarbeiten unverhältnismäßig gestört und befürchten Sie, dass eine Baustelle geltende Vorschriften und Lärmgrenzen nicht einhält, steht Ihnen bei der Stadt eine:n Ansprechpartner:in zur Verfügung.
Industrielärm: Gewerbe- und Industriebetriebe erzeugen ebenfalls Lärm, vorwiegend in den Bereichen Produktion und Logistik. Maschinenlärm, Fahrzeuge und Betriebsgeräusche tragen hier zur Lärmbelastung bei. Auch in der Nacht können Schichtarbeiten und Lieferverkehr die Ruhe der Anwohner:innen stören. Dies betrifft hauptsächlich die Stadtrand- und Gewerbegebiete.
Freizeitlärm und Veranstaltungen: Veranstaltungen, Festivals und Freizeitaktivitäten gehen selten geräuschlos vonstatten. Besonders in den Sommermonaten stören Open-Air-Veranstaltungen und Feierlichkeiten gegebenenfalls die Ruhe der Anwohner:innen – denn Musik, Menschenmengen und Lautsprecheranlagen erzeugen Lärm. Auch Sportveranstaltungen oder Feste in den Stadtteilen tragen zur Lärmkulisse bei. Übrigens: Kinderlärm von Spielplätzen und Schulhöfen gilt in Deutschland streng genommen nicht als Lärmbelästigung.
Unsere Stadt ist lebhaft und das ist auch gut so. Eine gewisse Geräuschkulisse gehört einfach dazu, doch die dauerhafte Lärmbelästigung im grenzüberschreitenden Rahmen (mehr als 65 Dezibel) kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Dazu gehören:
Bluthochdruck
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Einschränkung des Hörvermögens
Tinnitus
Schlafstörungen
Konzentrationsprobleme
Geschwächtes Immunsystem
Psychische Erkrankungen
Die Stadt Düsseldorf geht mit einem Lärmaktionsplan gegen übermäßigen Lärm vor. Dazu wurden die Lärmquellen identifiziert, die Problemlagen analysiert und anschließend nötige Maßnahmen definiert und priorisiert. Der Plan orientiert sich an der EG-Umgebungslärm-Richtlinie, die alle fünf Jahre eine Reevaluation und Fortschreibung des Aktionsplans vorsieht.
Die Einführung von Tempo-30-Zonen, Umgehungsstraßen und verkehrsberuhigten Zonen kann den Straßenlärm erheblich reduzieren. Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs trägt zur Lärmminderung bei, indem er den Individualverkehr verringert. Zwar produzieren die Gleise der Tram in Düsseldorf an vielen Stellen noch einen großen Teil des Lärms, zukünftig könnte dies jedoch mithilfe sogenannter Rasengleise behoben werden.
Der Schienenzwischenraum wird dabei begrünt und der Gleiskörper von Gras eingefasst – das sieht nicht nur schön aus, sondern hat zugleich einen deutlichen akustischen Effekt. Der Einsatz von geräuscharmen Asphaltbelägen, der Ausbau des Radwegenetzes und die Förderung von Elektromobilität sind weitere Maßnahmen, die zur Lärmminderung beitragen.
Schallschutzfenster und gedämmte Fassaden können den Lärm in den Wohnräumen deutlich verringern. Besonders in stark belasteten Gebieten können solche baulichen Maßnahmen erheblich zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Hier werden sie deshalb teils auch von der Stadt gefördert.
Je nach Umfeld und Lärmsituation können außerdem Lärmschutzwände und bepflanzte Lärmschutzanlagen effektiv sein. Umgesetzt wurden solche Schallschutzwände etwa schon entlang der Frankfurter Straße parallel zur A 59, geplant sind weitere beispielsweise an der Kevelaerer Straße in Heerdt.
Grünflächen, Bäume und Sträucher absorbieren Lärm und tragen zur Verbesserung der Luftqualität bei. Somit fungieren bepflanzte Lärmschutzwände und städtische Begrünung als natürliche Schallschutzbarrieren und verbessern gleichzeitig das Stadtbild. Urbane Begrünung fördert zudem das Wohlbefinden der Anwohner:innen und schafft Erholungsräume in der Stadt. Die bereits erwähnten Rasengleise sind nur ein kleiner Teil dieser Maßnahme.
Wenn Sie selbst von erhöhtem Straßenlärm betroffen sind, können Sie dem Masterplan der Stadt Düsseldorf entnehmen, ob und welche Maßnahmen für Ihre Straße bewilligt oder bereits umgesetzt wurden.
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur hat bei den Stadtwerken Düsseldorf seit Jahren höchste Priorität. Denn je mehr Elektrofahrzeuge, desto besser für die Umwelt – und zwar in Sachen Luftverschmutzung als auch in Sachen Lärm. Gerade im Stillstand bei laufendem Motor und bei geringer Fahrgeschwindigkeit sind E-Autos leiser als Autos mit Verbrennermotor. Das bringt einen lärmmindernden Effekt im Stop-and-Go-Verkehr sowie an Kreuzungen, Ampeln und Kreisverkehren. Besonders deutlich wird der Unterschied im Lärmpegel bei Nutzfahrzeugen wie Bussen, Räum- und Müllfahrzeugen. Werden diese mit einem E-Antrieb ausgestattet, wirkt das äußerst positiv auf den Lärm im Stadtverkehr.
Eins ist also klar: Andere lärmmindernde Maßnahmen wie verkehrsberuhigte und Tempo-30-Zonen haben dann einen besonders großen Effekt, wenn sie mit Elektromobilität kombiniert werden. Auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt gibt diese Erkenntnis zusätzliche Motivation. Wir bleiben dran und machen die Stadt Schritt für Schritt ein wenig leiser.
Elektrofahrzeuge beruhigen unseren Stadtverkehr. Auch deshalb liegt uns bei den Stadtwerken Düsseldorf viel daran, die Elektromobilität voranzutreiben. Erfahren Sie, wie wir daran arbeiten und welche Vorzüge E-Autos bieten.
Redaktionsteam Online-Magazin • 5. Dezember 2017
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