
Von Winddrachen bis Gehwegplatten: So wird Strom auch außerhalb von Solardächern erzeugt.
Photovoltaik auf dem Dach, Windrad auf dem Feld – bekannte Methoden zur Stromerzeugung sind längst Teil unseres Alltags. Doch es geht auch anders: Immer mehr kreative Ansätze zeigen, wie nachhaltig und flexibel Energiegewinnung heute sein kann. Wir stellen ein paar dieser Projekte vor.
Um Strom möglichst umweltfreundlich zu erzeugen, setzen wir zunehmend auf erneuerbare Energiequellen. Besonders weit verbreitet sind dabei Photovoltaikanlagen, Windräder und Wasserkraftwerke.
Dennoch stoßen auch diese etablierten Systeme immer wieder an ihre Grenzen – etwa bei der Flächenverfügbarkeit in Städten oder bei der Versorgung abgelegener Regionen. Daher arbeiten Wissenschaft, Start-ups und Unternehmen weltweit an neuen, kreativen Möglichkeiten, Strom zu erzeugen. Manche dieser Ansätze scheinen auf den ersten Blick ungewöhnlich, zeigen aber, wie vielseitig die Stromgewinnung der Zukunft sein kann.
Unsere Energieberatung steht Ihnen bei allen Fragen rund ums Thema Energie und noch darüber hinaus gerne Rede und Antwort.

Menschen in abgelegenen Regionen können nur schwer über das allgemeine Stromnetz versorgt werden. Gerade Siedlungen auf kleinen Inseln oder in unwegsamen Gegenden müssen für die Stromerzeugung noch häufig auf klimaschädliche Dieselgeneratoren zurückgreifen. Für solche Fälle hat das Schweizer Start-up TwingTec mit seinem Flugwindkraftwerk eine clevere Lösung gefunden. Statt starrer Windräder setzt das Unternehmen auf fliegende Flügel („Twing“), die an einem Seil befestigt hoch in die Lüfte steigen und dort starke Winde ernten.
Das Kernsystem, der TT100, ist ein containerisiertes, mobiles Windkraftwerk mit etwa 100 kW Leistung. Ein drohnenähnlicher Flügel startet vertikal von einer Plattform, fliegt in Schleifen auf mehreren hundert Metern Höhe und erzeugt durch die Zugkraft am Seil Strom in einer Bodenstation. Dabei kann der TT100 mehrere Haushalte mit Strom versorgen und braucht weder Turm noch Fundament. Dieses Konzept könnte langfristig helfen, Energie dort bereitzustellen, wo sie bislang nur unter hohem Aufwand erzeugt werden konnte.


Das britische Unternehmen Pavegen zeigt, wie selbst der ganz normale Fußverkehr in Städten zu einer Quelle erneuerbarer Energie werden kann. Die Grundlage sind dabei speziell entwickelte energiegewinnende Bodenfliesen. Die Pavegen-Platten geben bei jedem Schritt etwa fünf Millimeter nach und wandeln die dabei entstehende mechanische Energie über einen integrierten Generator in elektrische Energie um. Diese reicht typischerweise für Anwendungen wie LED‑Beleuchtung, Sensorik oder das Laden kleiner Geräte und wird häufig direkt vor Ort genutzt, etwa für Lichtinstallationen oder Infodisplays. Gleichzeitig erfassen die Module Daten über Fußgängerströme und ermöglichen Auswertungen zu Nutzungsmustern.
Seit der Gründung 2009 wurden laut Unternehmensangaben mehrere hundert Installationen umgesetzt, zum Beispiel an Bahnhöfen, in Einkaufszentren und auf Straßenabschnitten. Die Systeme werden sowohl dauerhaft als auch temporär eingesetzt, etwa bei Sportevents oder Kampagnen, bei denen Schritte Licht- oder Audioeffekte auslösen und so das Prinzip der Energieernte sichtbar machen.
Ein weiteres spannendes Beispiel für kreative Stromerzeugung kommt aus Kanada: Mit der WaterLily‑Turbine hat das Unternehmen Seaformatics eine tragbare und vielseitige Mini‑Turbine entwickelt, die Strom aus der kinetischen Energie von fließendem Wasser oder Wind erzeugt, ohne auf Sonneneinstrahlung angewiesen zu sein. Die kleine Turbine wird ins fließende Wasser – etwa in einen Bach oder an ein Kanu – gehängt oder in den Wind gestellt und treibt dabei einen Generator an, der über USB Energie für Smartphones, Powerbanks und Stirnlampen bereitstellt.
Das Konzept richtet sich vor allem an Camper, Paddler und Trekking-Reisende, die ihre Ausrüstung möglichst autark betreiben möchten und dabei auf leichte, robuste Technik angewiesen sind. Im Vergleich zu reinen Solarlösungen kann eine Turbine wie WaterLily insbesondere dort punkten, wo dauerhaft Wasserströmung vorhanden ist oder das Wetter wechselhaft ist. Zwar liefert WaterLily keine hohen Leistungen wie große Wasserkraftwerke, allerdings deckt sie den Energiebedarf vieler kleiner Geräte zuverlässig ab – ein kleines, aber wirkungsvolles Beispiel für dezentrale Energiegewinnung.


Das Gründerteam von Uncharted Play (heute Uncharted Power) entwickelte mit Soccket einen Ball, der beim Kicken Strom produzierte. Dieser sollte vor allem in Regionen ohne zuverlässige Stromversorgung für Licht und Energie sorgen. Das Konzept wurde weltweit als inspirierende Fallstudie für Social‑Tech‑Produkte gefeiert: Es verband alltägliche Aktivitäten mit Energiegewinnung – bevor es dann wieder vom Markt verschwand.
Statt einzelner Consumer-Produkte wie dem Soccket-Ball fokussiert sich die Firma inzwischen auf Infrastrukturlösungen, die Bewegung und Umgebungsenergie in Städten nutzen. Dazu gehören modulare Systeme in Gehwegen, Straßenbelägen oder Speedbumps, die Vibrationen, Schritte und Fahrzeugbewegungen in elektrische Energie umwandeln und direkt vor Ort nutzbar machen. Ursprünglich entwickelte Uncharted Power diese Technik für kleinere Produkte; heute dient sie als Baustein für integrierte Systeme in Städten und Gemeinden.
Zusätzlich dazu werden in Pilotprojekten weltweit sogenannte „Energy-Playgrounds“ getestet, bei denen Schaukeln, Karussells oder Wippen Generatoren antreiben und so Strom für Beleuchtung und Ladestationen im Park erzeugen.
Mit 100 % zertifiziertem Ökostrom der Stadtwerke Düsseldorf schonen Sie das Klima und setzen auf Energie aus erneuerbaren Quellen.