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Fallen die Wartungskosten beim E-Auto niedriger aus? Wir klären auf.
Es wird oft angenommen, dass die Wartungskosten beim Elektroauto deutlich niedriger sind als beim Verbrenner. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Servicearbeiten bei einem E-Auto tatsächlich anfallen und was dran ist am Sparpotenzial in Bezug auf die Wartungskosten.
Die Wartung eines Elektroautos ist nicht immer günstiger als die Wartung eines Verbrenners. In der Tat sind die Kosten für Inspektion und Wartung bei Elektroautos inzwischen in etwa vergleichbar mit denen von Verbrennern. Das zeigt eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts von 2023. Demnach liegen die Kosten für Wartung, Inspektion und Instandhaltung bei Elektroautos in manchen Fällen höchstens leicht unter denen von Verbrennern und machen insgesamt etwa 9 bis 13 Prozent der Gesamtkosten aus.
In der Vergangenheit konnte eine Studie des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt zwar ein Einsparpotenzial von bis zu 35 % ausmachen, doch Achtung: Die Studie stammt aus dem Jahr 2013. Wirft man einen Blick auf aktuellere Zahlen, wird deutlich, dass der einst deutliche Kostenvorteil bei der Wartung sich über die Jahre reduziert hat. Grund dafür sind unter anderem neue Komponenten wie Hochvoltsysteme und der gestiegene Aufwand für Software-Updates.
Eins ist aber bis heute richtig: Der (zeitliche) Gesamtaufwand für Wartung und Inspektion fällt bei E-Autos oft geringer aus. Außerdem können Elektroautos an anderen Stellen umso mehr Kosten einsparen und sich dadurch langfristig rentieren. Oft erreichen Elektrofahrzeuge der Mittelklasse – je nach Strompreis, Fahrleistung und Werkstattkosten – schon vor einer Haltedauer von drei Jahren die sogenannte Kostenparität. Ab diesem Zeitpunkt sind sie in der Gesamtrechnung (Total Cost of Ownership), die auch die Wartung berücksichtigt, also günstiger als Benziner oder Diesel (Quelle: Fraunhofer Institut). Das liegt unter anderem auch daran, dass sich auch die Anschaffungskosten zunehmend denen von Verbrennern annähern.
„Sobald die Anschaffungskosten eines E-Autos [der Mittelklasse] auf dem vergleichbarem Niveau eines Verbrenners sind, gewinnt [im direkten Kostenvergleich] im Regelfall das E-Auto.“- ADAC
Ein reduzierter Wartungsaufwand (nicht zwangsläufig reduzierte Wartungskosten) bei Elektroautos ergibt sich vor allem durch den Wegfall vieler mechanischer Verschleißteile wie Zündkerzen, Auspuffanlagen, Kupplung und Zahnriemen. Zudem verschleißen die Bremsen dank der regenerativen Rekuperation deutlich langsamer und es ist kein Ölwechsel nötig. Lassen Sie uns im Folgenden einmal ins Detail gehen.
Elektroautos unterscheiden sich technisch stark von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Während ein Benziner oder Diesel aus mehreren Hundert beweglichen Teilen besteht, kommt ein E-Auto mit etwa einem Drittel bis einem Viertel davon aus. Weniger mechanische Reibung bedeutet auch weniger Verschleiß – und damit geringeren Wartungsaufwand.
Viele klassische Arbeiten entfallen: Ölwechsel? Nicht nötig. Zündkerzen und Abgasanlage? Gibt es beim E-Auto nicht. Auch ein Keilriemen fehlt in der Regel, da das Getriebe deutlich einfacher aufgebaut ist. Meist handelt es sich nämlich um ein einstufiges Reduktionsgetriebe, das aufwandsarm gewartet werden kann.
Ein besonderer Vorteil der E-Mobilität ist die sogenannte Rekuperation: Beim Verzögern wandelt das Fahrzeug Bewegungsenergie in Strom um, der zurück in die Batterie fließt. Die mechanischen Bremsen werden dadurch deutlich weniger beansprucht. Bremsbeläge und -scheiben halten bei einem E-Auto in der Regel wesentlich länger.
Trotzdem gilt: Auch langlebige Bremsen brauchen Pflege. Eine regelmäßige Sichtkontrolle schützt (insbesondere bei geringer Nutzung) vor Rostbildung.

Die Traktionsbatterie ist das Herzstück eines E-Autos und häufig das Bauteil, das in puncto Wartungs- und Instandhaltungskosten für Unsicherheit sorgt. Doch moderne Batterien sind langlebig, robust und gut geschützt. Ihre Lebensdauer liegt heutzutage zwischen 10 und 15 Jahren bzw. 1.500 bis 3.000 Ladezyklen (Quelle: Fraunhofer Institut). Bei schonender Nutzung und optimalem Temperaturmanagement ist sogar mehr möglich.
Die meisten Hersteller bieten auf ihre Batterien Garantien von acht Jahren oder 160.000 Kilometern. Ein Austausch ist also nur selten erforderlich. Im Rahmen einer Wartung kann der Batteriezustand geprüft werden, sodass eventuelle Kapazitätsveränderungen frühzeitig erkannt werden.

Neben einigen „klassischen“ Aspekten einer Fahrzeugwartung (Prüfung von Bremsanlage, Reifen, Licht, Karosserie, Lenkung, Scheibenwischer und Klimaanlage) gehören zur Wartung eines Elektroautos die folgenden Punkte:
Hochvoltsystem: Die zentrale Sicherheitskontrolle des Hochvoltsystems durch speziell zertifizierte Fachkräfte umfasst eine Isolationsmessung sowie die Überprüfung von Leitungsverbindungen und Schutzsystemen.
Batterie: Ein Batterie-Check findet je nach Hersteller meist alle zwei Jahre statt. Eine Kapazitätsanalyse zeigt, ob die Batterie noch die volle Leistungsfähigkeit hat oder bereits Zellalterung einsetzt.
Batteriewanne und Kühlung: Es erfolgt eine Sichtprüfung auf Undichtigkeiten, Korrosion und Beschädigungen des Gehäuses – relevant für Sicherheit und Garantieerhalt.
Software-Updates: Viele Fahrzeuge erhalten Aktualisierungen „over the air“ über das Mobilfunknetz oder WLAN. Bei sicherheitsrelevanten Änderungen ist jedoch ein Werkstattbesuch nötig.
Obwohl sich Elektroautos den Verbrennern in Sachen Wartungskosten leicht angenähert haben, kann sich ein E-Auto finanziell rechnen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn Sie günstig laden und eine lange Haltedauer bei hohem Fahranteil erreichen (Quelle: ADAC). Unterwegs ist zum Beispiel ein Mix aus Schnell- und Normalladevorgängen förderlich. Zudem kann sich auch das Laden am Arbeitsplatz lohnen.
Langfristig lohnt sich der Umstieg auf Elektromobilität zudem vor allem ökologisch: Elektroautos fahren im Betrieb nahezu emissionsfrei und leisten einen wichtigen Beitrag zur CO₂-Reduktion und Luftqualität.