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Innovationskraft

Da geht die Post ab!

Warum nicht nur DHL auf umweltfreundliche E-Autos setzt

Gelb so weit das Auge reicht: die neuen E-Autos der Deutschen Post. (Quelle „StreetScooter / Deutsche Post DHL“)

Während hierzulande immer noch über das Pro und Contra von Elektrofahrzeugen gesprochen wird, hat unweit von Düsseldorf die elektrische Zukunft bereits begonnen. In der alten Kaiserstadt Aachen laufen die ersten Elektrofahrzeuge vom Band. Serienfahrzeuge, keine Versuchsfahrzeuge. Und dass sie vor allem gelb sind, hat einen guten Grund. Ein Blick hinter die Kulissen. Fast.

Elektrofahrzeuge umweht ein nicht ganz greifbarer Dunst des Diffusen. Für viele sind es nur Spielzeuge, die als Alltagsgefährt schon wegen ihrer mangelnden Reichweite nichts taugen. Andere wiederum sehen in ihnen die Zukunft der Mobilität. Schlechthin die Lösung auf die immer knapper werdenden Öl-Ressourcen. Tatsächlich sind Elektrofahrzeuge hierzulande nicht gerade regelmäßig auf den Straßen zu sehen. Das liegt nach wie vor an der eher homöopathischen Verbreitung, die das Kraftfahrtbundesamt mit seinen jüngsten Statistiken belegt. In den ersten drei abgelaufenen Monaten bis einschließlich Juni 2016 wurden hierzulande insgesamt und herstellerübergreifend gerade einmal rund 1.400 Elektrofahrzeuge zugelassen. Nur zum Vergleich: Allein in den ersten drei Monaten des Jahres fanden rund 3.500 Opel Zafira den Weg auf die Straße. Selbst die Zulassungszahlen für einen Audi TT, immerhin ein nicht ganz preiswerter Flitzer des Ingolstädter Herstellers, bringt es in drei Monaten auf gut 3.000 Zulassungen und damit das Doppelte. Auch wenn die Zahl zugelassener Elektroautos pro Jahr wächst – 2014 waren es nur 12.156, Anfang 2016 immerhin schon 25.502 – selbst ein Sportwagenhersteller wie Porsche hat 2015 alleine 28.542 Wagen auf die Straße gebracht. Damit ist ganz klar: Elektrofahrzeuge sind noch lange nicht im automobilen Alltag angekommen. Das könnte sich allerdings bald ändern.

Elektromobilität made in Aachen

„Schuld“ daran ist der Aachener Fahrzeughersteller „StreetScooter“. Entstanden im Umfeld der RWTH in Aachen, war der Weg für die Macher dort klar vorgezeichnet. Die Idee: Elektrofahrzeuge bezahlbar machen, auch in kleinen Stückzahlen. Dafür schauten sich die Ingenieure in erster Linie an, wo Elektrofahrzeuge ihre Stärken besonders gut ausspielen konnten. Schnell fokussierte man sich auf die Idee eines Zustellfahrzeugs für den innerstädtischen Kurzstreckenverkehr. Zielkunden für diesen später „Work“ getauften Lieferwagen: Paketzustelldienste und Logistikfirmen.

Wenn die Post zweimal klingelt

Auch die Deutsche Post DHL Group klopfte in Aachen an und stellte ein Forschungsprojekt auf die Beine. Innerhalb eines Jahres entstand der erste Prototyp. Die Bonner waren von der Arbeit mit den Entwicklern und vor allem von dem mittlerweile im Flottentest befindlichen Elektrolieferwagen so überzeugt, dass sie kurzerhand das Unternehmen Ende 2014 kauften. Aus gutem Grund, wie Jürgen Gerdes, Konzernvorstand „Post – eCommerce – Parcel“, betont. Immerhin betreibe die Deutsche Post eine der größten Fahrzeugflotten in Deutschland. „Unsere Fahrzeuge müssen nicht nur wirtschaftlich und den harten Belastungen des Postalltags gewachsen sein, sondern auch mehr und mehr emissionsfrei“, sagt der Vorstand in einem Interview. „Aber genau solche Fahrzeuge gab es nicht auf dem Markt.“ Deshalb habe man sich entschlossen, solch ein Fahrzeug eben selbst zu entwickeln. „Gemeinsam mit der Firma StreetScooter ist uns das in Rekordzeit gelungen: Nach nur drei Jahren war unser maßgeschneidertes Elektroauto marktreif“, summiert Gerdes die Arbeit an dem gelben E-Flitzer. Die Absatzziele sind ehrgeizig – bis Ende des Jahres 2016 sollen bereits 2.000 Elektrolieferwagen im Flotteneinsatz sein. Insgesamt will die Post 30.000 herkömmliche Fahrzeuge durch StreetScooter ersetzen.

E-Autos der Deutschen Post können täglich gesichtet werden. (Quelle „KlimaExpo.NRW“)
E-Autos der Deutschen Post können täglich gesichtet werden. Quelle „KlimaExpo.NRW“

Fotos im Moment nicht erwünscht

Und Lieferwagen sind nicht das Ende der Fahnenstange – mittlerweile werden auch elektrisch betriebene Einsitzer und Pedelecs entwickelt. Ebenfalls für den späteren Einsatz beim gelben Riesen. Das Thema Elektromobilität scheint für die Post strategisch so wichtig zu sein, dass die Bitte zu einem Besuch in den Aachener Produktionshallen – dem im Teaser angesprochenen Blick hinter die Kulissen – mit einem Nein beantwortet wurde. Der Grund: Im Moment wird im Werk in Aachen gebaut. Wahrscheinlich dürfte aber auch der enorme technologische Vorsprung eine Rolle spielen, der dort nur schwer vor unseren Kameras zu verbergen gewesen wäre. Was o.k. ist, denn der Standort Deutschland kann mehr solcher Hightechprodukte vertragen. Fakt ist, dass die Aachener Elektroautos auch im Markt auf Interesse stoßen. Doch einem freien Verkauf legt Vorstand Gerdes einen Riegel vor: „Anfragen von Firmen gibt es. Im Moment brauchen wir die Produktionskapazitäten jedoch für uns selbst.“

Das Beispiel StreetScooter zeigt, dass Elektroautos längst erwachsen geworden und alltagstauglich sind. Und zwar dann, wenn man ihre Stärken nutzt. Letztlich spannt niemand einen Sportwagen vor den Pflug, und beschwert sich, dass er auf dem Acker nicht weit kommt.

Die Stadtwerke Düsseldorf setzen auf E-Mobiliät

Zwölf Elektrofahrzeuge sind auch bei den Stadtwerken Düsseldorf im Einsatz. Außerdem engagieren sich die Stadtwerke in zahlreichen Projekten zum Thema „Elektromobilität“. Darunter auch im Projekt „E-Carflex Business“, das Bürgern der Stadt ermöglicht, nach Dienstschluss und am Wochenende einige der Dienst-Elektrofahrzeuge der Stadt Düsseldorf über das Unternehmen „Drive-CarSharing“ zu mieten. Somit bekommen Interessierte die Chance, das Thema „E-Mobiliät“ im wahrsten Sinne des Wortes zu erfahren.

Besitzer von Elektrofahrzeugen brauchen übrigens in Düsseldorf keine Angst davor zu haben, ohne „Saft“ liegen zu bleiben. Bereits jetzt gibt es im Stadtgebiet 58 Stromtankstellen, an allen lassen sich Elektrofahrzeuge sogar mit einem handelsüblichen Schukostecker aufladen. Vorausgesetzt, man hat eine persönliche Tankkarte. Diese lässt sich online bestellen und kommt innerhalb einer Woche mit der Post nach Hause!