Die Wissenschaft des Wünschens
Warum wir uns überhaupt etwas wünschen – ein Blick auf Wünsche und Sehnsüchte.
Während ein Bedürfnis wie Hunger oder Schlaf biologisch notwendig ist, geht es beim Wünschen um emotionale und oft auch symbolische Erfüllung. Ein neues Fahrrad, ein sicherer Arbeitsplatz, ein ruhiger Abend – all das kann Ausdruck ganz unterschiedlicher innerer Sehnsüchte sein, zum Beispiel nach Freiheit, Sicherheit oder Zugehörigkeit. Wir schauen uns das Thema zur Weihnachtszeit einmal genauer an.
Woher kommen Wünsche?
Wünsche sind tief in unserer Psyche verankert. Sie spiegeln nicht nur aktuelle Bedürfnisse oder äußere Reize wider, sondern verraten viel über unsere Werte, unsere Persönlichkeit und darüber, was uns im Leben wirklich wichtig ist. Die Psychologie sieht im Wünschen einen fundamentalen Bestandteil des Menschseins: Wünsche motivieren, sie strukturieren unsere Ziele und geben dem Alltag Richtung (s. The Inquisitive Mind). Wer sich etwas wünscht, stellt sich eine bestimmte Zukunft vor – und beginnt oft, darauf hinzuarbeiten. So sind Wünsche auch ein Ausdruck unserer Vorstellungskraft und unseres Vertrauens darauf, dass Veränderung möglich ist.
Kindliche Wünsche: Spieltrieb trifft Fantasie
Schon Kleinkinder zeigen sehr früh, dass sie etwas „haben wollen“. Was anfangs noch impulsiv wirkt, entwickelt sich rasch zu einem differenzierten System aus Erwartungen, Zielen und Fantasievorstellungen. Kinder wünschen sich Spielsachen, Tiere, Ausflüge oder sogar Superkräfte. Dabei spiegeln sich in ihren Wünschen zentrale Entwicklungsthemen wider: Kontrolle über die Umwelt, Zugehörigkeit zur Familie, das Bedürfnis, gesehen und verstanden zu werden.
Psycholog:innen und Pädagog:innen betonen, wie wichtig es ist, kindlichen Wünschen mit Offenheit zu begegnen – auch wenn sie nicht immer erfüllt werden können oder sollen. Denn im Aussprechen und Träumen lernen Kinder, eigene Vorstellungen zu formulieren. Und: Sie erleben, dass manche Wünsche Wirklichkeit werden und andere eben nicht. Das lehrt nicht nur Dankbarkeit, sondern auch Resilienz (s. 4kids).
Teenagerträume: Identität und Zugehörigkeit
In der Pubertät verändert sich das Wünschen. Statt konkreter Dinge geht es zunehmend um abstrakte Werte: Freiheit, Anerkennung, ein Platz in der Gruppe. Die Wünsche von Jugendlichen sagen viel über ihre Identitätsentwicklung aus. Sie möchten dazugehören, aber gleichzeitig individuell sein (s. Familienhandbuch). Musikgeschmack, Kleidung, digitale Gadgets und das eigene Zimmer werden zu Ausdrucksformen des Selbst.
Gleichzeitig spiegelt sich in den Wünschen oft auch das Verlangen nach Abgrenzung wider – etwa von den Eltern oder der Gesellschaft. Was nach Konsum aussieht, ist meist Teil eines tiefgreifenden Prozesses: Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie möchte ich, dass andere mich sehen?
Wünsche im Erwachsenenalter: Sicherheit, Freiheit, Sinn
Im Erwachsenenalter rücken andere Themen in den Fokus. Berufliche Erfüllung, finanzielle Sicherheit, ein harmonisches Familienleben – viele dieser Wünsche sind Ausdruck langfristiger Lebensplanung. Gleichzeitig bleibt das Grundmuster gleich. Auch hier geht es um Zugehörigkeit, Kontrolle und Anerkennung. Der Unterschied liegt vor allem in der Komplexität und Realitätsnähe der Wünsche. Erwachsene wägen stärker ab: Was ist machbar, was sinnvoll?
In der Rushhour des Lebens geht es um Struktur und Organisation. Später gewinnen immaterielle Wünsche wie Ruhe, Zeit und Sinnstiftung an Bedeutung. Auffällig: Viele Menschen, vor allem ältere Menschen, wünschen sich mehr Zeit – für sich selbst, für andere oder für Dinge, die ihnen wirklich wichtig sind (s. Psychologie aktuell).
Wie Wünsche unser Konsumverhalten prägen
In einer Welt voller Reize, Werbung und digitalem Vergleich entspringen viele unserer Wünsche nicht einem inneren Bedürfnis, sondern äußeren Einflüssen. Die sozialen Medien verstärken diesen Effekt: Was andere zeigen, wird schnell zum Objekt eigener Begierde.
Das ist menschlich – aber auch problematisch, wenn es zu dauerhafter Unzufriedenheit oder unüberlegtem Konsum führt. Sinnvoll ist deshalb eine „Wunschreflexion“: Was brauche ich wirklich? Was davon ist emotional, was materiell? Und: Welcher Wunsch erfüllt mich nachhaltig?
Das Weihnachtswerk
In unserem Weihnachtswerk werden auch dieses Jahr wieder Wünsche von Kindern und Senior:innen verschiedener Einrichtungen erfüllt. Erfahren Sie hier mehr über die Aktion!
