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Eine Kleiderstange mit einem Hut und drei Pullovern in gedeckten Farben

Capsule Wardrobe – wenig Kleidung gut kombinieren

Minimalismus liegt auch modisch im Trend. Bei Capsule Wardrobe sind es genau 37 Kleidungsstücke.


Doris Dreßler|6. Januar 2021

Der Trick bei Capsule Wardrobe: Alles lässt sich miteinander kombinieren. Wir zeigen Ihnen, wie dieser Trend funktioniert. Sie werden sehen, Ihren Kleiderschrank dauerhaft zu verschlanken, schont die Umwelt und Ihr Portemonnaie. Und kann sogar Spaß machen.

Was ist eine Capsule Wardrobe?

Bei Capsule Wardrobe wird der gesamte Inhalt des Kleiderschranks auf exakt 37 Kleidungsstücke reduziert – und zwar: Ober- und Unterteile, Anzüge oder Kleider, sogar Schuhe sind inklusive; lediglich Unterwäsche und Strümpfe werden nicht mitgezählt. Hört sich nach einem interessanten Konzept an, doch wie soll das gehen? Wir versuchen, Ihnen die Antwort auf diese Frage möglichst praktisch zu geben. Wenn Sie sich an einige Regeln halten, ist die Umsetzung in der Tat machbar. Übrigens für Frauen wie für Männer.

Minimalistischer Kleiderschrank: Ein Trend erreicht unsere Outfits

Sicher haben Sie schon mehr als einmal besonders schicke oder schräge Kleidung gekauft – ein T-Shirt mit besonders lustigem Aufdruck, ein bodenlanges, auffällig gemustertes Kleid – und am Ende trotzdem wieder Ihre alten Lieblingsstücke getragen. Sie sind garantiert kein Einzelfall. Besonders Frauen kennen das Gefühl, nichts zum Anziehen zu haben, obwohl ein kompletter Wandschrank mit den unterschiedlichsten Kleidungsstücken für jeden Anlass gefüllt ist.

Jemand steckt so tief in einem Kleiderhaufen, dass nur noch die Füße zu sehen sind
Ein ganzer Berg Kleidung kostet viel Zeit bei der Auswahl des Outfits

Capsule Wardrobe beginnt mit der Besinnung darauf, was Sie am liebsten anziehen. Sie werden bemerken, dass dies in den meisten Fällen wirklich hochwertige und vielseitige Kleidungsstücke sind. Und das hat einen Grund, wie wir später sehen werden. Mit diesen Teilen vor Augen wirkt die Frage, warum man trotzdem seinen Schrank Jahr für Jahr mit mittelmäßiger Kleidung vollstopft, die man rückblickend kaum getragen hat. Man fragt sich, warum man immer wieder Geld für Schuhe, Shirts und Jacken, für Röcke und Hosen ausgibt, die nicht passen – weder zu einem selbst, noch in Kombination mit anderen Kleidungsstücken.

Schluss mit Gelegenheitskäufen: Minimalismus befreit

Dieses Teil war so günstig, jenes Teil so gut wie ausverkauft oder es fehlte nur noch ein kleiner Betrag bis zur versandkostenfreien Lieferung – das alles sind keine Gründe für eine Anschaffung, es sind Ausreden. Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, Shopping besonders von Mode als gewohnheitsmäßige Ablenkung oder Belohnung zu begreifen. Capsule Wardrobe hilft Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes dabei, mit weniger zufrieden zu sein.

In drei Schritten zum Capsule Wardrobe

Schritt 1: Räumen Sie Ihren Kleiderschrank aus.

Im Ernst, nehmen Sie wirklich alles aus Ihrem Schrank und legen Sie den ganzen Inhalt auf Ihr Bett. Schummeln Sie nicht – alles auf einmal herauszunehmen ist das Geheimnis stilistischer Klarheit. Wenn Sie dann nämlich Ihre Lieblingsstücke zurück in die leeren Fächer und Schubladen legen, wird Ihr Stil Sie praktisch anschreien.

Schritt 2: Sortieren Sie alles in vier Stapel.

  • ICH LIEBE ES!: Versteht sich von selbst. Legen Sie es zurück in Ihren Schrank.

  • NA JA: Es passt nicht richtig, die Farbe ist etwas daneben, es hat sentimentalen Wert, ich weiß nicht genau, ich trage es kaum, es war halt teuer … Packen Sie all dieses Zeug in eine große Kiste und lagern Sie diese in der Garage oder im Keller. Sie können dort jederzeit Sachen herausholen. Was in einem Jahr noch drin ist, davon sollten Sie sich endgültig verabschieden.

  • NEIN: Ebenfalls selbsterklärend. Wenn Sie es nicht mit einem Freund oder einer Freundin tauschen können, dann verkaufen oder verschenken Sie es. Spenden Sie es für eine gute Sache.

  • SAISON: Ein Wollmantel im Sommer? Sie brauchen ihn nicht stets griffbereit – also aus den Augen damit. Verpacken Sie ihn luftdicht und verstauen Sie die Tüte unterm Bett. Wenn er nach dem Winter immer noch dort liegt, kommt er in die „NA-JA“-Box.

Schritt 3: Machen Sie eine Bestandsaufnahme.

Wie viele Lieblingsstücke haben es in Ihren Schrank geschafft? Hier kommt die Zahl 37 ins Spiel. Falls mehr der Jahreszeit entsprechende Kleidungsstücke übrig geblieben sind, müssen Sie weiter reduzieren – also den „NA JA“-Haufen vergrößern. Können Sie ergänzen? Dann sollten Sie genau überlegen, was fehlt.

Klingt härter, als es ist. Glauben Sie uns. Führen Sie sich vor Augen, dass das Ziel hier nicht darin besteht, über Kleidung an sich, die Auswüchse sogenannter Fast Fashion und das Einkaufen aus purer Gewohnheit zu urteilen oder gar zu schimpfen. Capsule Wardrobe ist vielleicht nicht für jede und jeden geeignet. Ausgangspunkt sollte immer die Unzufriedenheit mit der eigenen Situation sein. Wenn Ihnen Ihr Kleiderschrank so gefällt, wie er ist, dann wird eine Veränderung nicht viel nützen bzw. nicht von Dauer sein. Falls Sie jeden Tag aufs Neue beim Öffnen der Schranktüren genervt sind, dann ist es an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren.

37 Kleidungsstücke – nicht mehr und nicht weniger

Dazu gehören ausgewählte Kleidungsstücke aus jeder Kategorie. Wie hoch deren Anteil ist, bleibt Ihnen überlassen; zum Beispiel könnte sich Ihre Capsule Wardrobe aus 9 Paar Schuhen, 9 Beinbekleidungen, 15 Oberteilen und 4 Jacken zusammensetzen. Das sollte für jeden Anlass genug zur Auswahl geben. Denn nicht dazu zählen neben der bereits erwähnten Unterwäsche und den Socken auch etwaige Trainingskleidung, Schmuck, Accessoires wie Gürtel oder Taschen, Badesachen und Pyjamas. Außerdem auch nicht die Jogginghose zum Relaxen auf dem Sofa und die Jeans, die Sie tragen, wenn Sie Ihr Wohnzimmer streichen.

Regel 1: Seien Sie streng, aber nicht zu streng.

Warum genau 37? Ganz ehrlich: Die Zahl soll eine konkrete Vorgabe machen, aber sie ist nicht in Stein gemeißelt. Wenn es bei Ihnen 36 oder 39 sind, ist das auch in Ordnung. Wichtig ist nur, dass Sie dann bei der von Ihnen gewählten Zahl bleiben und diese nicht von Woche zu Woche ändern.

Regel 2: Tragen Sie 3 Monate lang nur diese Stücke.

3 Monate sind im Modekalender eine Saison. So können Sie die Jahreszeiten aufteilen: Winter (Januar–März), Frühling (April–Juni), Sommer (Juli–September), Herbst (Oktober–Dezember). Denken Sie daran, durch das Untermischen von Accessoires für Varianz in der Capsule Wardrobe zu sorgen. Und kombinieren Sie die Kleidungsstücke immer wieder neu.

Regel 3: Genießen Sie Ihre Capsule Wardrobe.

Gehen Sie während der 3-monatigen Saison nicht einkaufen. Wirklich nicht, kein Stück. Am besten machen Sie mittendrin noch nicht einmal einen Schaufensterbummel, falls Sie anfällig für kleine Schwächen zu sein glauben. Erst circa zwei Wochen vor dem Stichtag sollten Sie mit der gezielten Planung von Neuerwerbungen beginnen. Was fehlt, was muss ersetzt werden?

Regel 4: Übertreiben Sie die Auswechslungen nicht.

Welches Budget Sie sich auch setzen, bleiben Sie im Rahmen. Es geht darum, Ihren einmal gefundenen Stil zu verfestigen, nicht sich jede Saison neu zu erfinden. Es soll natürlich Spaß machen, die neuen Kleidungsstücke auszusuchen, sie sollen etwas Besonderes sein und bleiben. Wir empfehlen daher pro Runde höchstens 4–7 Neukäufe.

Eine Frau inspiziert ihre auf einer Kleiderstange aufgehängten Kleidungsstücke
Mit der Capsule Wardrobe können Sie sich von riesigen, platzfressenden Kleiderschrankmonstern verabschieden
Eine Jeans, ein Pullover und ein Paar Schuhe sind zu einem Outfit arrangiert worden
Gut kombinierbare Basics machen eine Garderobe vielseitig

Konzentrieren auf das, was zählt

Im Idealfall bedeutet eine Capsule Wardrobe mehr Zeit und Energie für das, was wirklich wichtig ist. Sie sparen jeden Morgen Zeit bei der Entscheidung, was Sie anziehen. Sie geben weniger Geld fürs Shopping aus. Sie sparen auch Zeit und Geld für Wäsche und Pflege Ihrer Kleidung. Und nicht zuletzt ist die Reduzierung von Kleidung, die nie getragen wird, ein großes Plus für das Klima. Denn die Modeindustrie rangiert bei den umweltbelastenden Industriebranchen immer noch auf Platz 3. Minimalismus kann also auch hier für mehr Zufriedenheit und Glück sorgen.

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