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Immer mehr Menschen werden sich der massiven Umweltbelastungen durch Plastik bewusst und versuchen, weitestgehend ohne Plastik auszukommen.

Unverpackt-Laden: Weniger Plastik, mehr Nachhaltigkeit

Ist gar nicht so schwer: Das Konzept "verpackungsfreier Supermarkt"


Joachim Gerloff
Joachim Gerloff|27. März 2023

Plastik ist überall. Um Lebensmittel gewickelt, in Lebensmitteln, ergo sogar in unseren Körpern. Und es wird immer mehr. Dennoch gibt es Hoffnung: Mehr und mehr Organisationen sowie Privatpersonen werden sich dessen bewusst und versuchen, weitestgehend ohne Plastik auszukommen oder es zumindest sinnvoll zu verwenden. Erfahren Sie hier, wie Sie selbst aktiv werden können.

Seitdem das Material Plastik vor nahezu 70 Jahren entwickelt wurde, wurden rund 8,3 Milliarden Tonnen davon produziert. Eine unvorstellbare Zahl. Oder können Sie sich ein Bild davon machen, wie viel zum Beispiel acht Milliarden Elefanten sind? Eben, würde ja auch jedes Bild sprengen. Und nicht nur eins. Vielleicht ist diese Zahl etwas besser greifbar: Jährlich gelangen laut der Ellen MacArthur Foundation etwa acht Millionen Tonnen des Plastiks ins Meer. Wobei auch acht Millionen eine gigantische Zahl ist, die man sich nur schwer vorstellen kann. Und ginge die derzeitige Entwicklung weiter, würde die Menge an Plastik im Meer die Menge an Fischen schon im Jahr 2050 übertreffen. Für viele Menschen ein Grund, endlich umzudenken und tägliche Routinen zu verändern. Oder aber schon existierendes Plastik sinnvoll weiterzuverwenden, anstatt es einfach wegzuwerfen.

Das Praktische an Glasverpackungen: Man kann sie immer und immer wieder verwenden.
Das Praktische an Glasverpackungen: Man kann sie immer und immer wieder verwenden.

Verpackungsfreie Supermärkte

Kräftigrote Tomaten aus der europäischen Nachbarschaft, würziger Pak Choi aus Fernost, leckere Bananen aus Südamerika, sauerfruchtige Limetten aus Marokko – diese und viele andere gesunde Köstlichkeiten aus aller Welt finden Sie in jedem gut sortierten Supermarkt. Das ganze Jahr über. Und zwar meist in Plastik eingepackt. Unter anderem zum Schutz auf den teils sehr langen Transportwegen. Oder aber, um Bioprodukte von „normalen“ Produkten zu unterscheiden. Häufig sind es dann sogar die Bioprodukte, die zwecks Kennzeichnung in Plastik eingewickelt sind. Wenn Ihnen der Verpackungswahnsinn im Supermarkt schon lange ein Dorn im Auge ist, haben Sie in der Düsseldorfer Umgebung einige Alternativen, denn die neue Welle der Unverpackt-Läden reißt glücklicherweise nicht ab. Der erste Düsseldorfer Unverpackt-Laden befindet sich in Flingern auf der Lindenstraße 165, heißt Flinse&Co. und erinnert an einen alten Krämerladen. Hier kann man nicht nur Mehl, Tee und Nudeln in eigene Behältnisse abpacken, sondern auch sein Müsli selbst in der Getreidemühle mahlen. Im Düsseldorfer Senfladen auf der Berger Str. 29 beispielsweise gibt es viele Senfsorten und Senfkörner zum Selbstabfüllen. Auch im Düsseldorfer Gewürzhaus können Sie guten Gewissens einkaufen und sich die Gewürze und die Lakritze in Ihre eigenen Behälter abfüllen lassen. „Nackte“ Kosmetika, wie Shampoo und Waschcremes, erhalten Sie bei Lush auf der Flinger Str. 8. Außerdem können Sie hier auch schon gekaufte Behälter wieder neu auffüllen lassen. Aber der Bedarf an Unverpackt Geschäften scheint glücklicherweise noch lange nicht gedeckt zu sein. Im April 2018 wurde erfolgreich ein Crowdfunding – also eine öffentliche Finanzierung über Spendenbeiträge – für „Unverpackt Düsseldorf“ beendet. Das heißt, in nicht allzu ferner Zukunft wird es noch ein weiteres Geschäft geben.

Einfach nur Öl. Keine unnötigen Verpackungen, kein Schnickschnack. Und Sie kaufen nur so viel, wie Sie wirklich benötigen.
Viele Unverpackt-Läden bieten Öle und andere Lebensmittel zum Abfüllen an

Besuchen wir unsere Nachbarstädte, können wir sogar komplett plastikfrei einkaufen: „Glücklich unverpackt“ heißt zum Beispiel ein alternativer Supermarkt in Essen auf der Rosastraße 38. Alle Waren werden hier „offen“ angeboten.

Das heißt, Sie kaufen nicht nur plastikfrei ein, sondern können auch selbst bestimmen, wie viel Nudeln, Reis, Äpfel oder Ähnliches Sie wirklich benötigen. Weiterer Vorteil: Die hier angebotenen Produkte sind alle regional und in Bioqualität. Ebenfalls im Ruhrgebiet – und zwar in Bottrop auf der Gladbecker Str. 19 – gibt einen verpackungsfreien Laden „Allerlei Verpackungsfrei“. Hier finden Sie von Getreide über Kaffee bis hin zu Tierfutter alles. Noch dazu ist hier alles Fair Trade. Bewegen wir uns etwas weiter gen Süden, kommen wir irgendwann in unserer Nachbarstadt Köln an.

Und das ist auch gut so, denn hier finden wir in Ehrenfeld den Laden „Veedelskrämer“ auf der Körner Str. 2-4. Auch hier können Sie ganz gemütlich Ihre individuell benötigte Menge an Getreide, Reis, Nüssen, Nudeln und vielem mehr in Ihre eigenen Behälter einpacken. Darüber hinaus finden Sie hier auch Limonaden, Biere und Spirituosen sowie Drogerie- und Geschenkartikel. Auch wenn der „Veedelskrämer“ zum Stöbern einlädt, sollten wir uns in Köln noch weiter in den Stadtteil Sülz begeben. Denn hier finden Sie auf der Berrenrather Str. 406 Kölns ersten Unverpackt-Laden namens „Tante Olga“.

Drei Mal die Woche gibt es frische Brote und Brötchen, immer mittwochs frische Milch, außerdem frisches Obst und Gemüse von Höfen aus dem Kölner Umland oder Siegerland. Und für alle, die noch südlicher versorgt sein wollen: In Bonn auf der Rochusstraße 266 finden Sie einen weiteren tollen Unverpackt-Laden namens Freikost Deinet. Auch hier lautet das Credo: „Geschmackvolle und gesunde Lebensmittel von regionalen und ökologischen Höfen ohne unnötige Einwegverpackung.“

Wenn es schon geschehen ist – Plastik intelligent verwenden

Mal ehrlich: Egal, wie verantwortungsbewusst sich der Einzelne verhält und einkauft – die Verwendung von Plastik lässt sich heutzutage nicht komplett einstellen. Aber auch in diesem Fall kann man dem Planeten etwas Gutes tun! Und zwar, indem man schon produziertem und verwendetem Plastik ein neues Leben schenkt. Das Team von „Planet Upcycling“ auf der Ackerstraße 168B in Düsseldorf-Flingern hat sich dieses Thema auf die Fahne geschrieben und stellt seit nunmehr fünf Jahren Mode und praktische Gegenstände wie zum Beispiel Geldbörsen aus Plastik her. Wenn Sie das nächste Mal in Flingern unterwegs sind, schauen Sie doch einfach mal vorbei und entdecken Sie, was man aus vermeintlichem Plastikmüll alles machen kann. Teilweise wirklich sehr erstaunlich und schön!

Wer hätte das gedacht? Selbst Zahnbürsten kommen ohne Plastik aus.
Wer hätte das gedacht? Selbst Zahnbürsten kommen ohne Plastik aus.

10 praktische Tipps für jeden Tag

Sie waren im verpackungsfreien Supermarkt und haben sich etwas Tolles aus wiederverwendetem Plastik gekauft? Super! Dann haben wir jetzt noch zehn praktische Tipps für jeden Tag, um Plastik zu vermeiden.

1.) Morgens mal wieder nur Zeit für einen Coffee to go? Dann einfach Thermobecher mitnehmen und den Kaffee einfüllen lassen. Ist ohnehin viel praktischer, denn so bleibt der Kaffee auch noch richtig lange warm.

2.) Darf es nach dem Kaffee ein Schluck Wasser zum Neutralisieren sein? Gerne doch. Dann aber am besten aus dem Hahn. Ist supergesund und eine tolle Alternative zum Wasser aus dem Supermarkt, das oft in Plastikflaschen abgefüllt ist.

3.) Hunger? Dann schwingen Sie am besten selbst den Kochlöffel. Und zwar den aus Holz anstatt den aus Kunststoff.

4.) Rühren Sie aber am besten keine Fertigprodukte mit dem hölzernen Kochlöffel in den Topf. Denn diese sind nicht nur viel ungesünder als frisch Gekochtes, sondern kommen häufig auch mit sehr viel Plastik umwickelt daher.

5.) Nachtisch gefällig? Wie wäre es dann mit einem frischen, cremigen Joghurt? Und zwar aus dem Glas anstatt aus dem Plastikbecher. Bieten mittlerweile viele Hersteller an.

6.) Reste essen? Wenn Sie gesund und weitestgehend plastikfrei gekocht haben und noch ein leckerer Rest übrig geblieben ist, nehmen Sie den doch am nächsten Tag mit zur Arbeit. Wenn Sie Tupperdosen anstatt Plastikbeutel verwenden, dann machen Sie schon vieles richtig. Noch besser sind aber Dosen aus Edelstahl, Stahl, Glas oder Holz.

7.) Sie haben da noch etwas am Kinn! Kein Problem, kann man ja schnell mit einem Taschentuch wegwischen. Nehmen Sie dafür aber am besten eins aus einem Pappspender anstatt aus den einzeln in Plastik verpackten Päckchen.

8.) Alles klar? Im Haar und auf der Haut? Bestimmt. Aber mit richtig gutem Gewissen funktioniert es, wenn Sie Shampoo (ja, das gibt es wirklich!) und Seifen am Stück kaufen anstatt flüssig aus dem Plastikbehälter.

9.) Hygiene muss sein! Für viele gehört auch dazu, sich regelmäßig zu rasieren. Einwegrasierer aus Plastik belasten die Plastikbilanz natürlich besonders. Mehrwegrasierer sind schon besser. Am besten sollten Sie aber Rasierer aus Holz benutzen. Achten Sie einmal darauf, die gibt es wirklich und sie sind besonders langlebig.

10.) Das kommt nicht in die Tüte! Ihre plastikfreien Einkäufe tragen Sie natürlich am besten in einem Jutebeutel nach Hause.

Sie sehen: Mit weniger Plastik zu leben, kann ganz einfach sein. Hinterfragen Sie sich einfach mal in Ihren täglichen Routinen, besuchen Sie einen verpackungsfreien Supermarkt, kaufen Sie upgecycelte Mode und/oder Accessoires und beherzigen Sie ein paar unserer Tipps. Und schon helfen Sie aktiv mit, die Plastikbilanz zu korrigieren.