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Konzentriert bei der Arbeit – und mit Blick in die Zukunft: Jan Hüttenbernd, Carsten Wien und Konrad Glaeser von der „Schicken Mütze“ (von links nach rechts).

Schicke Mütze: Aus Liebe zum Rad

Wenn das Herz im Fahrradladen auf Touren kommt


Joachim Gerloff
Joachim Gerloff|2. Februar 2023

Es gibt einen Ort in Düsseldorf, an dem man die Faszination Rennrad in jeder Ecke spüren kann. Versteckt in einem Hinterhof auf der Talstraße liegt er. Nicht weit von der Kö entfernt, aber jenseits allen Trubels. Schon das Vordach in Form einer Schirmmütze lässt es vermuten: Dies ist kein Fahrradgeschäft wie jedes andere. Für Rennradbegeisterte aus aller Welt könnte es dieses Jahr zu einer Art Wallfahrtsort werden. Denn Anfang Juli kommt die Tour de France für zwei Etappen nach Düsseldorf.

Manchmal muss man eben etwas genauer hinsehen, um zu finden, was man sucht. Wenn man die „Schicke Mütze“ in einem Hinterhof erst mal entdeckt hat, erkennt man schnell: Dies ist ein besonderer Ort. Hier findet man alles, was das Radlerherz höherschlagen lässt: neue und alte Rennräder, „Klassiker“ wie zum Beispiel ein original Cinelli-Rad von 1958 sowie Alltagsräder. Dazu passende Kleidung wie Jacken, Helme, Mützen und Handschuhe. Aber auch Zeitschriften und Bücher zum Thema. Doch die „Schicke Mütze“ ist mehr als nur ein Fahrradgeschäft der etwas anderen Art. Sie ist Ladenlokal, Werkstatt und Café unter einem Dach. Hier atmet alles Rad. Im Fernseher laufen Radrennen. Überall hängen Bilder von Radfahrlegenden, alte Zeitungsartikel und natürlich die typischen Schirmmützen. Fast könnte man meinen, Radfahren sei eine Religion.

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Faszination Fahrrad fahren

Konzentriert bei der Arbeit – und mit Blick in die Zukunft: Jan Hüttenbernd, Carsten Wien und Konrad Glaeser von der „Schicken Mütze“ (von links nach rechts).
Große Fahrradliebe bis ins kleinste Detail: In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken.

Damit man den Kult, der um die „Schicke Mütze“ innerhalb von wenigen Jahren entstanden ist, richtig versteht, muss man die Leidenschaft fürs (Renn)Rad entdecken. Aber was macht die Faszination eigentlich aus? Carsten Wien ist einer dieser Rennradbegeisterten. Und er hat eine einfache Erklärung: „Sich für 80 bis 100 Kilometer einfach aufs Rad zu setzen – das macht den Kopf frei. Das ist schon ein Erlebnis.“ Das Wetter wird dabei zur Nebensache. Denn wie lautet der eigentlich für Wanderer gemünzte Spruch: Es gibt kein falsches Wetter, nur die falsche Kleidung. Carsten Wien ist nicht nur begeisterter Fahrer, sondern auch Geschäftsführer der „Schicken Mütze“. Zusammen mit Konrad Glaeser, Jan Hüttenbernd, Kerstin Kortekamp und Dieter Mauermann bildet er das Mützen-Team. Sie alle teilen mit ihrer Kundschaft das, was sie letztlich auch zusammengebracht hat: die Leidenschaft fürs Fahrrad. Sie alle möchten, dass Düsseldorf mehr Raum fürs Rad bekommt – und sind selbst aktiv daran beteiligt.

Wenn alte Liebe neu erwacht

Bei Carsten Wien begann alles schon in der Jugend und wurde neu entfacht auf dem Flohmarkt, als er ein schönes, altes Rennrad sah und sich noch Stunden später ärgerte, es nicht gekauft zu haben. Stattdessen schnappte er sich das alte, verstaubte Rennrad seines Vaters, das jahrelang unbenutzt in der Garage gehangen hatte, und machte sich an die Arbeit. Er tüftelte und schraubte, bis er es wieder funktionsfähig gemacht hatte.

Einen ganz besonderen Moment erlebte Carsten Wien dann, als er bei der L’Eroica mitfuhr, der Mutter aller Klassikerausfahrten. „Das war bis zu diesem Zeitpunkt das Schönste, was ich in meinem Leben gemacht habe“, schwärmt er noch heute. Einfach zusammen mit anderen Klassikerfreunden durch die Toskana zu radeln und die Leidenschaft für zeitlose Rennräder zu teilen. Über diese Liebe zu stilvollen Rädern lernte er nach und nach auch die übrigen Leute vom Mützen-Team kennen. Man nahm gemeinsam an Ausfahrten teil und organisierte selbst Ausfahrten rund um Düsseldorf, die sogenannten „Klassikerausfahrten“. Wien erklärt: „Weil wir selbst jeden Sonntag im Winter gefahren sind, machten wir eine Veranstaltung daraus.“ Was mit ein paar Fahrern begann, wurde vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda immer größer und größer. Die Leute hatten Spaß und erzählten ihren Freunden davon, die wiederum auch mit wollten. Zwischenzeitlich waren es bis zu fünfzig Fahrer, die sich jeden Sonntag bei Wind und Wetter zu gemeinsamen Ausfahrten trafen. Nicht um möglichst viele Kilometer zu fahren oder den schnellsten Fahrer zu ermitteln, sondern um miteinander zu reden, Spaß zu haben und Düsseldorf und Umgebung im wahrsten Sinne des Wortes zu erfahren.

Fahrradtaschen, Rahmen, Helme und dazwischen: ein rotes Cinelli-Rad im Originalzustand von 1958.
Fahrradtaschen, Rahmen, Helme und dazwischen: ein rotes Cinelli-Rad im Originalzustand von 1958.
Für uns sind Läden Orte der Kommunikation.

Carsten WienGeschäftsführer „Schicke Mütze“ • Geschäftsführer „Schicke Mütze“

Von der Idee zur Tat

Irgendwann entstand dann die Idee zur „Schicken Mütze“. „Wir hatten so viel Spaß an Rennrädern und Ausfahrten und dachten uns: Es wäre cool, wenn es einen Treffpunkt gibt. Einen Laden mit den Sachen, die wir überall vermissen“, erklärt Carsten Wien. Es war von Anfang an immer das Ziel, einen echten Laden mit Werkstatt und Café zu haben. „Wir sind Freunde des stationären Handels. Für uns sind Läden Orte der Kommunikation“, so Wien weiter. Genauso ein Ort ist die „Schicke Mütze“. Mehr als ein Fahrradgeschäft für klassische und moderne Rennräder, in dem man neben der passenden Kleidung und Zubehör eben auch Bücher und einen Kaffee bekommen kann. Hier haben Radbegeisterte einen gemeinsamen Treffpunkt, hier kommt man zusammen, spricht übers Tagesgeschehen, pflegt gemeinsam die Lust aufs Rennrad – und fährt gemeinsam auf Tour. Auch außerhalb engagiert sich die Crew um die „Schicke Mütze“ dafür, Fahrradfahren in Düsseldorf attraktiver und spannender zu machen. Wie zum Beispiel mit der „Schicken Minna“, dem ersten öffentlichen Lastenrad in Düsseldorf, das man „für ein Lächeln und ein kleines Dankeschön“ ausleihen kann. „Wir möchten immer wieder gerne eine Alternative zum Auto anbieten. Um den Leuten zu signalisieren: Es geht auch anders“, erklärt Carsten Wien.

Für die Crew der „Schicken Mütze“ sind Läden Orte der Kommunikation. Da gehört ein Café einfach dazu.
Für die Crew der „Schicken Mütze“ sind Läden Orte der Kommunikation. Da gehört ein Café einfach dazu.

Leidenschaft überträgt sich

Welche Wellen der Begeisterung das Thema Rennrad und insbesondere die „Schicke Mütze“ auslöst, sieht man schon bei einem Blick auf die Website. Zahlreiche Radfreunde teilen dort ihre Begeisterung mit – oder ihre Enttäuschung, weil sie einfach zu weit weg wohnen, um das vielseitige Angebot wahrnehmen zu können. Auch internationale Gäste haben schon von der „Schicken Mütze“ erfahren – und sind gleichermaßen enthusiastisch. Ein gutes Beispiel dafür ist der Amerikaner und Journalist Clive Pursehouse. Er schreibt für eines der renommiertesten Radsportmagazine der Welt, das „Peloton“.

I wanna take a ride with the Schicke Mütze Crew.

Clive Pursehouse • Redakteur Peloton Magazine

Immer bereit zu helfen: das fast komplette Team der „Schicken Mütze“. Beim Fotoshooting fehlte leider Kerstin Kortekamp, die aber hier zumindest erwähnt werden soll.
Immer bereit zu helfen: das fast komplette Team der „Schicken Mütze“. Beim Fotoshooting fehlte leider Kerstin Kortekamp, die aber hier zumindest erwähnt werden soll.

Die Stadt Düsseldorf lud ihn ein, damit er vor dem Start der Tour de France einmal Düsseldorf und den Radsport hier kennenlernt. Auf seinem Programm standen bekannte Touristenattraktionen wie das Benrather Schloss und eine Tour durch die Altstadt. Aber Clive Pursehouse hatte auch einen ganz speziellen Wunsch. Weil er die „Schicke Mütze“ schon kannte und bereits Kontakt bestand, sagte er: „Ich möchte auch ein paar Einheimische kennenlernen. Ich möchte gerne eine Runde Rad fahren mit der Crew der Schicken Mütze.“ Gesagt getan: Die „Mütze“ lieh ihm ein Rennrad und man machte zusammen eine Ausfahrt. So wunderbar kann eine gemeinsame Leidenschaft die Menschen aus der ganzen Welt verbinden. Und, da ist sich Wien sicher, das war erst der Anfang. Denn im Juli kommt die Tour de France – und ganz Düsseldorf ist bereits im Radsportfieber.