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Beim jährlichen Grillfest im Kinderspielhaus Düsseldorf haben Familien, Kinder und Leihgroßeltern eine schöne Zeit zusammen.

Leihoma & Leihopa: Helfen aus Leidenschaft

Ein Projekt der Stadt Düsseldorf bringt Senioren und Familien mit Kindern zusammen.


Joachim Gerloff
Joachim Gerloff|2. Februar 2023

Es gibt viele tolle Aktionen, von denen die Menschen in Düsseldorf kaum etwas mitbekommen. Was nicht in der lokalen Zeitung oder im Radio besprochen wird, erreicht die meisten Bürger nicht. Wir möchten Ihnen eine spannende soziale Aktion ans Herz legen. Ein Projekt, das Generationen verbindet, das Alt und Jung in Düsseldorf zusammenbringt: die „Leihomas/Leihopas“.

Das Projekt „Leihoma/Leihopa“ aus Düsseldorf ist eines dieser seltenen Gänsehautprojekte, bei dem jedem einfach das Herz aufgehen muss. Je mehr man darüber erfährt, desto mehr wird man mitgerissen. Desto mehr hat man das Gefühl: „Schön, dass es so etwas gibt.“ Und man überlegt vielleicht sogar, selbst mitzumachen.


Videobeitrag zu den Leihomas

Es gibt viele tolle Aktionen, von denen die Menschen in Düsseldorf kaum etwas mitbekommen. Was nicht in der lokalen Zeitung oder im Radio besprochen wird, erreicht die meisten Bürger nicht.

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Ich schenke dir meine Zeit

Doch worum geht es eigentlich? „Leihomas/Leihopas“ sind ältere Frauen und Männer im Alter zwischen 55 und 80 Jahren, die Alleinerziehenden und Familien aus dem Raum Düsseldorf helfen. Sie passen auf deren Kinder auf, spielen mit ihnen, machen gemeinsam Hausaufgaben, kochen für sie oder lesen ihnen etwas vor. Kurz: Sie nehmen die Rolle von Omas und Opas ein. Dabei gibt es eine wichtige Ausnahme: Sie sind nicht leiblich mit ihnen verwandt. Diese Leihomas und Leihopas geben durch ihre Hilfe Eltern die Möglichkeit, wichtige Erledigungen auch mal ohne Kinder zu tätigen oder einfach mal etwas Zeit für sich zu verbringen.

Das Besondere daran: Die Helferinnen und Helfer arbeiten allesamt ehrenamtlich. Ihre Zeit, ihre Unterstützung und ihre Aufmerksamkeit schenken sie den Eltern – und vor allem den Kindern. Warum sie Leihgroßeltern geworden sind? Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Menschen, die diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen. Manchmal wohnen die eigenen Enkel weit entfernt in Deutschland oder sogar im Ausland. Manchmal gibt es keine leiblichen Kinder. Hinzu kommt der Wunsch, durch das Projekt Kontakt mit der jüngeren Generation aufzunehmen und zu helfen.

Was alle Leihomas und -opas gemein haben: Sie möchten persönlich helfen; in ihrem direkten Umfeld. Sie möchten andere Menschen in ihrer schwierigen Situation unterstützen. Das spürt man, je mehr man sich mit dem Projekt und den Beteiligten beschäftigt; wenn man sich selbst Zeit nimmt und ihnen zuhört. Man fühlt förmlich, wie sehr alle Beteiligten hinter dem Projekt stehen. Weil es das Miteinander von Alt und Jung fördert und Menschen aus Düsseldorf und Umgebung zusammenbringt. So werden aus fremden Menschen Vertraute. Und aus Vertrauten sogar manchmal (Ersatz-)Familienmitglieder.

Ohne sie läuft nichts: Maria Drue (links) und Cornelia Wagner (rechts) vom Projekt „Leihoma“.
Ohne sie läuft nichts: Maria Drue (links) und Cornelia Wagner (rechts) vom Projekt „Leihoma“.

Mit Herz und Leidenschaft

All dies ist nur möglich, weil ein Duo Herz und Seele dieser Aktion bildet: die Sozialarbeiterinnen Cornelia Wagner und Maria Drue. Seit 14 Jahren respektive seit zehn Jahren kümmern sich die beiden beim Jugendamt angestellten Damen um das Projekt „Leihoma“. „Das ist ein tolles Projekt, das wir beide betreuen“, gesteht Maria Drue. „Es macht unheimlich viel Spaß, da wir Werte vermitteln und fremde Menschen zusammenbringen.“ Gemeinsam sind die beiden Ansprechpartnerinnen, Vermittlerinnen und Organisatorinnen in einer Person. Zwei Frauen, die für die „Leihomas“ brennen und die sich um alles kümmern. Bei denen alles zusammenläuft. Die jahrelange Erfahrung und das nötige Gespür haben. Die innerhalb kürzester Zeit wissen, welche Leihoma beziehungsweise welcher Leihopa zu welchem Kind passen könnte. Die einfach da sind, wenn Hilfe gebraucht wird. Die mit Eltern, Ehrenamtlern und den Kindern gleichermaßen sprechen. Die jeden einzelnen Beteiligten der Aktion sehr gut kennen. Doch damit nicht genug: Sie organisieren auch einen monatlichen Erfahrungsaustausch, bei dem die Leihomas und Leihopas von ihren Einsätzen berichten können und wertvolle Unterstützung für ihre Arbeit bekommen.

Das Projekt macht unheimlich viel Spaß, da wir Werte vermitteln und fremde Menschen zusammenbringen.

Maria Drue • Sozialarbeiterin

Außerdem planen Cornelia Wagner und Maria Drue jedes Jahr ein Sommerfest und eine Weihnachtsfeier. „So wie das zu Hause bei den Familien ist: Man kommt zusammen und feiert Feste“, erklärt Cornelia Wagner. „Das Grillfest im Sommer ist zudem Anlass für die Familien, sich bei den Ehrenamtlern auf besondere Art zu bedanken. Denn die Familien organisieren das Buffet mit Salat und Kuchen und sagen auf diese Weise: Wir freuen uns, dass es euch gibt und jetzt feiern wir mit euch zusammen.“

Eine gern gesehene Unterstützung

Entstanden ist die Aktion im Jahr 2000. Damals kam über den Bezirkssozialdienst in Derendorf die Idee auf, alleinerziehende Mütter in der Kinderbetreuung zu unterstützen. Doch schnell wurde klar, dass sich auch viele Familien über so eine Form der Unterstützung freuen. Weil in der heutigen Zeit auch mal Vater und Mutter arbeiten müssen – oder sich bei mehreren Kindern nicht immer gleich gut um alle kümmern können. Und so wuchs und wuchs die Aktion. Mittlerweile ist der Bedarf so groß, dass es nicht genügend Leihomas und -opas gibt. Maria Drue erläutert: „Die Warteliste ist lang. In einer Stadt wie Düsseldorf gibt es viele Familien und viele Alleinerziehende mit Kindern. Wir können gar nicht allen mit Omas und Opas helfen, so gerne wir das auch möchten.“

Mit Sicherheit ein gutes Gefühl

Cornelia Wagners und Maria Drues großer Wunsch ist es, noch viel mehr Familien und Alleinerziehenden in Düsseldorf eine Leihoma oder einen Leihopa zu vermitteln. Sowohl für die interessierten Familien als auch die Seniorinnen und Senioren läuft die erste Kontaktaufnahme über Telefon oder E-Mail. Von den zukünftigen Leihomas und Leihopas wird zudem ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt. Ganz wichtig ist auch das persönliche Kennenlernen über sogenannte Hausbesuche bei den Senioren. Frau Drue erläutert: „Wir schauen, ob das Kind unter Umständen auch in diese Wohnung gehen könnte, ob sie kindgerecht ist.“ Und in einem ersten Gespräch wird geklärt, welche Wünsche und Vorstellungen bezüglich eines Leihenkels bestehen. „Die Omas und Opas können sich das Alter und das Geschlecht des zu betreuenden Kindes aussuchen“, sagt Cornelia Wagner. „Wir wollen ja, dass sie Spaß haben. Dass sie lange dabei bleiben und dass eine Bindung wächst.“ Allerdings achten die beiden Damen vom Jugendamt auch sehr genau darauf, wer überhaupt auf ein Kind aufpassen kann.

„Wir werden einer Oma mit drei Bandscheibenvorfällen kein Baby vermitteln. Das ist nicht sinnvoll, weil sie ja dann auch irgendwann im Sandkasten oder auf der Rutsche dabei sein soll“, erklärt Maria Drue. „Wir achten eben einfach immer darauf, dass alles verantwortlich geschieht.“ Eine Umsicht, auf die sich sowohl die Familien als auch die ehrenamtlichen Omas und Opas verlassen können. Auch die jahrelange berufliche Erfahrung der beiden Sozialarbeiterinnen gibt allen Beteiligten das gute Gefühl von Sicherheit. Was besonders wichtig ist, wenn es um das Miteinander von Eltern, Kindern und Leihgroßeltern geht.

Völlig ins Spiel vertieft: Anton erklärt seiner „Leihoma“ Renate Grünke alles übers Playmobil Krankenhaus.
Völlig ins Spiel vertieft: Anton erklärt seiner „Leihoma“ Renate Grünke alles übers Playmobil Krankenhaus.

Fremde werden Familie

Sie ist ein Teil der Familie geworden: Frau Grünke mit Anton, seiner Mutter und seiner Schwester Frieda.
Sie ist ein Teil der Familie geworden: Frau Grünke mit Anton, seiner Mutter und seiner Schwester Frieda.

„Wir bringen fremde Menschen zusammen, die nachher eine Art Wahlfamilie bilden“, sagt Maria Drue. Ein schönes Beispiel dafür ist Renate Grünke. Die jung gebliebene 63-Jährige hat selbst keine Kinder und wollte in der Rentnerteilzeit etwas Sinnvolles für Kinder tun. Mittlerweile ist sie seit vier Jahren Leihoma. „Frau Grünke betreut Anton, den Jüngsten von drei Kindern. Und ich weiß von Frau Grünke, dass sie sehr stolz ist, weil Anton seit einiger Zeit Oma zu ihr sagt“, berichtet Maria Drue ganz gerührt. An einen richtigen Schlüsselmoment erinnert sich Renate Grünke besonders gern: „Die Mutter von Anton wollte mir einen Haustürschlüssel geben. Mir war es etwas unangenehm, da ich die Familie noch nicht richtig kannte. Da sagte Antons Mutter zu mir: „Ich gebe dir das Wertvollste, was ich habe: meine Kinder. Da kannst du ruhig auch den Haustürschlüssel nehmen.“

Viele solcher Gänsehautgeschichten hat das Projekt „Leihoma/Leihopa“ in Düsseldorf schon geschrieben. Und es werden immer mehr.

Für alle, die sich für das soziale Projekt „Leihoma“ interessieren

Sie möchten selbst Leihoma/-opa werden?

  • Melden Sie sich bei Frau Drue/Frau Wagner unter: 0211 - 8996969

  • Vereinbaren Sie einen sogenannten Haustermin, bei dem Sie sich vorstellen.

  • Wichtig: Sie benötigen ein polizeiliches Führungszeugnis mit dem erweiterten Paragraphen 8a. Näheres kann Ihnen Frau Drue oder Frau Wagner erzählen.

Sie wünschen sich für Ihr Kind eine Leihoma/-opa?

  • Melden Sie sich bei Frau Drue/Frau Wagner unter: 0211 - 8996969

  • Vereinbaren Sie einen sogenannten Haustermin, bei dem Sie sich vorstellen.

  • Große Nachfrage: Es kann durchaus etwas dauern, bis sich eine Leihoma oder ein Leihopa für Ihr Kind findet. Näheres erzählt Ihnen gerne Frau Drue oder Frau Wagner.

Ehrenamtliches Engagement in Düsseldorf

Haben Sie auch Lust, in Ihrer Stadt ehrenamtlich aktiv zu werden? Oder möchten Sie einfach nur mehr über weitere soziale Projekte aus der Umgebung erfahren? Hier sind Sie richtig.

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